Buchtipp: Das polnische Haus

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Radoslaw Sikorski, Das polnische Haus, Foto: Buch-Cover, Europäische VerlagsanstaltEnde April 2014 ist die erweiterte Neuauflage des im Jahr 2000 erstmals in deutscher Sprache erschienenen Buchs „Das polnische Haus. Die Geschichte meines Landes“ beim Verlag Europäische Verlagsanstalt EVA herausgekommen. Autor ist der amtierende polnische Außenminister Radoslaw Sikorski.

Der 1963 in Bydgoszcz (Bromberg) geborene Radoslaw Sikorski wuchs im sozialistischen Polen auf. In seinem Buch gibt er tiefe Einblicke in das Alltagsleben jener Zeit. Schon als Schüler wurde er zum Systemkritiker und Solidarnosc-Aktivisten. Nach dem Abitur fuhr er nach England, um seine Sprachkenntnisse zu vervollkommnen. Dort überraschte ihn die Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, sodass Sikorski 1981 in England um Asyl bat. In der Folge studierte er in Oxford und wurde Journalist. Erst 1989 nach der Wende konnte Sikorski in seine Heimat zurückkehren.

In der Ferne war sein Entschluss gereift auf dem Land in einem typischen „Dwor“ leben zu wollen. Seinen Eltern, die im Bauwesen tätig waren, gelang es noch zu kommunistischer Zeit eine geeignete Gutshausruine zu finden und zu kaufen: Gobielin bei Bydgoszcz. Nach der Wende konnte der Traum vom Leben im Dwor oder zumindest im Dworek beginnen. Ein typisches Dworek ist ein kleines Gutshaus im klassizistischen Stil aus dem 18. bis 19. Jahrhundert mit weißem Säulenportal und großem Garten. Das Leben im Dworek ist bis heute der Traum zahlreicher Polen und rührt aus der Tradition der Adelsrepublik her.

Gobielins Fundamente stammten sogar aus dem 14. Jahrhundert, doch vieles am Haus war rott, dazu musste noch eine Wohnung für die Bewohner gekauft werden. Ein abenteuerlicher Kampf um den Erhalt begann, der entgegen aller Unkenrufe gelang, denn heute ist Gobielin ein Kleinod.

Anhand der Geschichte des Hauses und seiner Familie stellt Sikorski sehr nachvollziehbar und eindringlich die Geschichte der Region und der Stadt Bydgoszcz sowie der eigenen Familie dar. Er erzählt von Menschen, die ohne ihren Wohnort zu wechseln, die Staatsangehörigkeit aber mehrfach änderten. Er zeigt, wie die Menschen zwischen die Mahlsteine der großen Geschichte gerieten und zeigt auch die deutsch-polnischen Verstrickungen, spart auch nicht das Unrecht aus, dass Deutschen geschehen ist, vor allem im nur einen Steinwurf entfernten Lager Potulice. Sikorski duldet dabei keine Geschichtsklitterung auf polnischer Seite, keine Verdrängungen auf deutscher Seite und keine Umdeutungen der sozialistischen Geschichtsschreibung. Dazu erzählt er von den Schwierigkeiten der Nachwendezeit, den Widerständen, einen wirklichen Neuanfang gegen die alte Nomenklatura zu starten, den korrupten Auswüchsen einer zeitweise unregulierten Kleptokratie.

Sikorski ist ein Autor, der Geschichte packend zu erzählen weiß und dabei mit leichter Hand deutlich macht, was diese Geschichte für den Alltag der Menschen bedeutete. Jedem, der sich für Deutsch-Polnisches interessiert, sei dieses Buch als Lektüre empfohlen.

Fazit; „Das polnische Haus“ ist ein äußerst lesenswertes Buch, das einen tiefen Einblick in die Geschichte Polens liefert. Die Schilderung persönlichen Erlebens der zunehmenden Pressionen in der Volksrepublik aus der Sicht des jungen Sikorski, der persönliche Ansatz, Geschichte anhand der Familiengeschichte darzustellen sowie das Erklären der deutsch-polnischen Verstrickungen der Region um Bydgoszcz/Bromberg durch die Geschichte Chobielins und der Menschen dort machen Sikorskis Buch auch zu einem wichtigen Werk zur deutsch-polnischen Verständigung. Der Leser erfährt ganz en passant viel über polnische Denkweisen und das Überleben der Polen in Zeiten der Gewaltherrschaft. Unser Tipp: unbedingt lesen!!

Hier bestellen: Das polnische Haus: Die Geschichte meines Landes

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".