Am Samstag, den 8. Mai hat Papast Benedikt XVI. den 72-jährigen Erzbischof Jozef Kowalczyk zum Primas der katholischen Kirche in Polen ernannt. Kowalczyk war zuvor seit 1989 Apostolischer Nuntius, also päpstlicher Botschafter in Polen. Er folgt Erzbischof Henryk Muszynski auf dem Primas-Posten, der seit Dezember 2009 das Amt übergangsweise ausfüllte und nun in den Ruhestand geht. Zuvor war Kardinal Jozef Glemp 28 Jahre lang Primas von Polen. Sein Amt im traditionellen Primassitz Gnesen antreten wird Kowalczyk vermutlich im Juni.
Ganz unumstritten ist der künftige Primas von Polen und Erzbischof von Gnesen nicht, denn die der Gauckbehörde ähnelnde polnische Lustrationsbehörde IPN (Institut des Nationalen Gedenkens) hat Belege dafür, dass Kowalczyk zu Zeiten der kommunistischen Volksrepublik als Informant für den Geheimdienst registriert war. Allerdings wurden bisher keine Dokumente gefunden, die eine tatsächliche Mitarbeit Kowalczyks beweisen.
Zwar war Kowalczyk mit an der Reorganisation der polnischen katholischen Kirche in den 1990er Jahren beteiligt, doch wird man von ihm keine Revolution in der Kirche erwarten können. Er wolle Religion und Politik stärker voneinander trennen, erklärte er nach seiner Ernennung. Ein Bischof sei vor allem Seelsorger und dürfe nicht als Parteichef angesehen werden. Wenn ein Bischof sich mit dieser Rolle identifiziere und den Menschen ins Gewissen rede, habe er seine Aufgabe erfüllt.