Polen: Medien-Reaktionen auf den Papst-Rücktritt

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Medien-Thema: Rücktritt Benedikts XVI.; Foto: Rzeczpospolita-Ausgabe vom 13.02.2013Es gab keine Zeitung im noch immer stark katholisch geprägten Polen, die nicht ausführlich über die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. berichtet hätten. Ihm habe die Kraft zur Veränderung gefehlt, fasst die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza die Pressemeldungen in Polen zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zusammen.

Sowohl die  konservative Rzeczpospolita, die fast die  gesamte Dienstagsausgabe mit Erinnerungen an das Pontifikat Benedikts und den Ausblick auf die bevorstehende Papstwahl füllt, als auch die katholische Wochenezitung Tygodnik Powszechny widmen dem Rücktritt ganze Themenausgaben.

Verständnis und großer Respekt für diese Entscheidung und das Verantwortungsbewusstsein des Papstes sind der Tenor der Berichte und Kommentare. Dabei wird ausführlich mit der Lage von Benedikts Vorgänger, dem polnischen Papst Johannes Paul II. verglichen und diskutiert, ob ein Papst auch in der heutigen Situation der Kirche die Last des Amtes auch bei zunehmender Hinfälligkeit bis zum Tod ertragen sollte, als Glaubenszeugnis für das Leiden Christi.

In der konservativen Tageszeitung Rzeczpospolita erklärt der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, der persönliche Sekretär Johannes Pauls II. die Beweggründe des polnischen Papstes damit, dass es dessen Überzeugung entsprochen habe, dass man nicht vom Kreuz steige.

Der ehemalige Sekretär Johannes Pauls II., der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, erläutert in der Rzeczpospolita die Gründe für den Verbleib Johannes Pauls im Amt: „Das entsprang aus seiner Überzeugung, dass man vom Kreuz nicht herab steigt.“

Die liberale Wochenzeitung Gazeta Wyborcza hingegen sieht gerade in der Abdankung eine besondere Größe Benedikts, für den als Deutschen die Symbolik nicht so wichtig gewesen sei, wie für Johannes Paul II. als Polen.

Die linksliberale Gazeta Wyborcza hingegen erkennt gerade in der Abdankung eine Fähigkeit zur besonderen Geste. Für Benedikt sei Symbolik weniger wichtig gewesen. Außerdem habe Benedikt nicht so demütig gewirkt wie der polnische Papst. Aus dem zuweilen als eisern gesehenen Joseph Ratzinger werde ein demütiger Mann, der als Großer in die Kirchengeschichte eingehen werde, liest man in dem Blatt.

Ähnlich urteilt auch der Tygodnik Powszechny, Polens renommierte liberal-katholisches Wochenzeitung. Chefredakteur Pater Adam Boniecki kommentiert, Benedikt gehe als großer Papst,dabei handele es sich um eine innere Größe, und diese innere Größe habe ihn zum Rücktritt bewogen. Boniecki sieht Benedikt vor allem als großen geistig-intellektuellen Führer seiner Kirche, dwer einer der großen Theologen der Zeit war.

Besonders wichtig ist es polnischen Zeitungen zu betonen, dass Benedikt XVI. ein Freund des polnischen Volkes sei und erinnern an Benedikts Reise nach Polen im Jahr 2006 und seinen Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, der die Polen bewegte. In seiner Rede dort hatte Benedikt betont, dass er nach Polen auch als Sohn des deutschen Volkes komme und um die Gnade der Versöhnung bitte.

Für die Polen sei es nicht leicht gewesen, nach dem Tod des beliebten polnischen Papstes ausgerechnet einen Deutschen auf dem Stuhl Petri zu akzeptieren, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Benedikt aber habe den Vertrauensvorschuss dadurch belohnt, dass er sich als Freund Polens und der Polen gezeigt habe. Dazu habe auch das für Kirchenverhältnisse sehr rasch eingeleitete Verfahren zur Seligsprechung seines Amtsvorgängers beigetragen.  Mit Blick auf den Auschwitz-Besuch schreibt das Blatt: „Wir danken für diese Geste und für Alles, heiliger Vater.“

Inzwischen nehmen die Spekulationen über die Nachfolge des Papstes auch in den polnischen Medien breiten Raum ein. Überwiegend wünscht man sich einen Papst in der Blüte seiner Schaffenskraft, der die Kraft und den Mut zu Reformen hat. Als Favoriten werden einige italienische Kardinäle, sowie Geistliche aus Kanada, Argentinien, den USA, Frankreich sowie aus Nigeria, Ghana und den Philippinen genannt. Vatikankenner und Kurienexperten äußern fast unisono, die Wahl eines nicht-europäischen Papstes könne der katholischen Kirche eine neue Dynamik, neue Perspektiven und einen glaubhaften Neuanfang bringen.

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".