Polen: Gesundheitssystem marode

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In ihrer ersten Aprilausgabe nahm sich das renommierte polnische Politmagazin Polityka des maroden Gesundheitssystems an. Nicht nur in der Polityka, auch in vielen anderen Medien Polens erregte der Fall der zweijährigen Dominika Aufsehen. Das Mädchen aus Skiernewicy ist tot. Es starb an hohem Fieber und an einer Kette von Fehlern, vor allem aber an einer Reihe von Schwächen des polnischen Gesundheitssystems urteilten viele polnische Medien und nehmen den Fall zum Anlass einer schonungslosen Darstellung des maroden Gesundheitssystems.

Die Familien des Mädchens hatte keine private Krankenversicherung und war auf die Leistungen des staatlichen Systems angewiesen. Der alarmierte Hausarzt lehnte wegen Überlastung zweimal einen Hausbesuch ab, als nach mehreren Anrufen der verzweifelten Eltern und siebenstündigem Warten endlich ein Krankenwagen kam, war es zu spät, das Mädchen starb an einem Virus. Auf der Rettungsleitstelle hatte man die Erkrankung des Mädchens als Bagatelle eingestuft. Die Rettungsleitstellen nämlich werden wegen des Ärztemangels mit Anrufen wegen Bagatellerkrankungen überhäuft, denn die Patienten bekommen keine Arzttermine.

Als Hauptproblem des Systems macht der Publizist Zakowski in der Polityka den gravierenden Personalmangel im Gesundheitssystem aus, bei dem vor allem Ärzte fehlen Dazu kommen die Mängel der nationalen Gesundheitsstiftung NFZ aus. Die übernehme zwar für alle polnischen Bürger die medizinische Grundversorgung, werden aber teure Medikamente oder spezielle Therapien benötigt, muss der Patient sie meist selbst bezahlen. Polens größte Probleme im Gesundheitswesen sind:

  • Dramatischer Ärztemangel, viermal größer als in Deutschland, nur Albanien hat in Europa weniger Ärzte pro Einwohner
  • Dazu kommt ein gravierender Facharztmangel, auch in den Krankenhäusern
  • Jeder 5. Polnische Arzt ist über 70 Jahre alt, denn die Altersversorgung ist zu gering.
    Weit schlimmer als in Deutschland ist der Hausarztmangel in Polen, denn die meisten gut ausgebildeten polnischen jungen Ärzte gehen nach England oder Deutschland.
  • Vier von fünf polnischen Medizinstudenten wollen ins Ausland wechseln.

Viele polnische Medien stellen daher die Frage, ob das Land es sich weiter leisten könne, mit Steuergeldern medizinische Fachkräfte für das Ausland auszubilden und ob das marode Gesundheitssystem in naher Zukunft endgültig kollabiert, bevor es saniert werden kann.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".