Polen und die internationale Finanzkrise

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ZlotyMitgefangen – mitgehangen, so kann die Lage der polnischen Wirtschaft drastisch charakterisiert werden, denn die internationale Finanzkrise hat auch Polen erreicht.

Noch bis vor kurzem sahen Polens Wirtschaftsweise nur die heimische Autobranche direkt von der globalen Finanzkrise betroffen. Doch nun setzt sich die Erkenntnis durch, dass Polens gesamte Wirtschaft längst eng mit der des übrigen Europas verbunden ist und sich den negativen globalen Entwicklungen nicht entziehen kann.

Vor allem hängt da Wohl und Wehe der polnischen Wirtschaft eng davon ab, wie stark die Abnehmerländer polnischer Exporte selbst von den Auswirkungen des Finanzdesasters in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders nach Deutschland schaut man deshalb in Warschau sorgenvoll, den 30 Prozent der polnischen Exporte gehen dorthin.

EU-weit muss man mit einem deutlichen Rückgang des Wirtschaftswachstums rechnen, auch an Polen wird diese Tendenz nicht vorbei gehen. Dennoch wird unser Nachbarland auch 2009 im EU-Vergleich immer noch das Land mit dem stärksten Wachstum sein. Inzwischen schätzt Regierungschef Donald Tusk das polnische Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf nur mehr 1,7 Prozent, nachdem er noch kürzlich von 3,7 Prozent ausging.

Gleichzeitig musste der polnische Regierungschef auch seine Erwartungen zur Arbeitslosigkeit korrigieren. War sie im Dezember von 9,1 auf 9,5 Prozent gestiegen, erwartet man in Warschau nun einen Anstieg auf 12,5 Prozent im Jahresmittel. Als Ursache der steigenden Arbeitslosigkeit sehen polnische Wirtschaftsexperten ebenfalls die Weltfinanzkrise.

Jahrelang waren billige, gut ausgebildete Arbeitskräfte ein Standortvorteil Polens und brachten dem Land Tausende neue Arbeitsplätze. Aber nun entlassen die weltweit operierenden Konzerne mit Produktionsstätten in Polen auch dort Mitarbeiter in großer Zahl wie jüngst die 5000 Philips-Arbeitskräfte in Pila. Schwer treffen könnte es die Opel-Mitarbeiter in Polen, denn die polnischen und tschechischen Werke gelten als besonders gefährdet.

Für die wegfallenden Arbeitsplätze wird es so schnell keinen Ersatz geben, denn ob der globalen Finanzkrise fließt weniger ausländisches Kapital in Polens Wirtschaft. Man rechnet nur noch mit gut sieben Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen für 2009 gegenüber zwölf Milliarden im Vorjahr. Auch hier ist vor allem die Autoindustrie betroffen.

Wirtschaftsexperten gehen in Polen von einem weiteren Preisverfall für Eigentumswohnungen aus. Bis zu zwanzig Prozent sollen die Quadratmeterpreise noch fallen. Diese bisher relativ hohen Wohnungspreise in Polens Großstädten treffen auf einen mehr uns mehr gesättigten Markt und passen sich dessen Nachfrage an. Erst ab 2012 werden wieder steigende Immobilienpreise erwartet, dann hauptsächlich wegen des erwarteten Beitritt Polens zur Eurozone. Probleme könnten ob des Bestandes an unverkauften Wohnungen auch auf die polnische Bauindustrie zukommen, die ersten größeren Bauvorhaben wurden bereits storniert.

Im direkten Zusammenhang mit der Finanzkrise ist das Finanzierungsproblem der polnischen Immobilieninteressenten. Viele Kaufinteressierte haben zunehmend Schwierigkeiten, einen Kredit zu bekommen. Diejenigen, die Kredite in Auslandswährungen aufgenommen haben werden obendrein noch von der Zloty-Schwäche getroffen und ihre monatlichen Belastungen sind um gut zwanzig Prozent gestiegen, denn heute zahlt man für Schweizer Franken oder Euro einen Zloty mehr als noch vor wenigen Monaten, binnen eines Monats verlor der Zloty 17 Prozent gegenüber dem Euro, seit Oktober vergangenen Jahres gar 27 Prozent.

Hatte Donald Tusk bisher verbreiten lassen, die Regierung würde wenn der Kursverfall des Zloty die Marke von fünf Zloty für einen Euro stützend eingreifen, ist dies nun schon geschehen. Nach Verlautbarungen des Finanzministeriums hat Polen begonnen, einen Teil seiner Euroreserven zu verkaufen und dafür Zloty erworben um die kriselnde Landeswährung zu stützen. Die Gelder für die Intervention stammen aus Finanzmitteln des EU-Strukturfonds.

Auch ein Krisenreaktionspaket hat die polnische Regierung mittlerweile geschnürt und rund 25 Milliarden Euro für in Not geratene Unternehmen bereit gestellt. Umstritten sind in Polen vor allem die Sparpläne der Regierung, die ihre Ausgaben um 20 Milliarden Zloty kürzen will. Opposition und Wirtschaftsexperten halten eher zusätzliche Investitionen für das Mittel der Wahl, um der polnischen Wirtschaft zu helfen. Positiv gesehen werden von ihnen nur die Versprechungen, polnischen Unternehmern das Leben durch Reformen des Steuerrechts und Bürokratieabbau zu erleichtern.

(c) Brigitte Jäger-Dabek

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Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".