Polen, Russen, Katyn und die Siegesparade

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polnische Truppen bei der Miegesparade in MoskauSie war ein Riesenspektakel, diese Feier zum 65. Jahrestag des Sieges der Alliierten über das Dritte Reich in Moskau. Diesmal war es tatsächlich eine Feier der Alliierten und nicht nur eine Russlands, denn erstmals nahmen Truppenabordnungen der damaligen Alliierten an der Parade teil, darunter neben Truppenkontingenten aus den USA, Großbritannenien und Frankreich auch polnische Soldaten.

Der russische Staatspräsident Medwedew hatte zahlreiche Staats- und Regierungschefs eingeladen, unter den Gästen waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der chinesische Präsident Hu Jintaa und der israelische Präsident Shimon Peres, Vertreter der ehemaligen Sowjetrepubliken.

Nicht nur polnische Soldaten waren nach Moskau eingeladen worden, auch Interims-Staatschef Bronislaw Komorowski war angereist sowie der umstrittene greise Ex-Präsident General Jaruzelski, der von Putin wegen seiner Verdienste im 2. Weltkrieg geehrt wurde. Bereits der verstorbene Präsident Lech Kaczynski hatte seine Teilnahme zugesagt und auch entschieden, Jaruzelski mitzunehmen. „Dieser Tag ist sehr wichtig für die polnisch-russischen Beziehungen“, kommentierte Komorowski die Bedeutung dieses Tages für beide Länder.

Am Rande der Feierlichkeiten kam es zu einem Treffen von Bronislaw Komorowski und der russischen Präsidenten Medwedew. Dabei sagte Medwedew Polen umfassenden Zugang zu bisher als geheim eingestuften Dokumenten über das Massaker von Katyn zu, bei dem 1940 rund 22 000 Polen ermordet wurden. Die Aufklärung der Verbrechen werde auf seine direkte Anweisung fortgesetzt, betonte Medwedew, wie russischen Nachrichtenagenturen berichten. Als weiteres Zeichen des guten Willens überreichte Medwedew 67 Bände mit ausgewertetenm Material des „Straffalls 159“, bei dem es um die Erschießung polnischer Offiziere geht. „Das Verbrechen von Katyn, die Lüge von Katyn ist ein Hindernis zwischen unseren Ländern“, sagte der polnische Interimspräsident. Die Wahrheit von Katyn solel eine Grundlage für sich entwickelnde Beziehungen zwischen beiden Ländern sein.

Anschließend begab sich Komorowski nach Katyn. Begleitet wurde er von Andrzej Wajda, der den Film „Das Massaker von Katyn“ 2007 gedreht hatte, der nach dem Flugzeugabsturz bei Smolensk auch im staatlich kontrollierten russischen Fernsehen gezeigt worden war. Komorowski legte nicht nur an den Gräbern der ermordeten Polen Kränze nieder, sondern gedachte auch der sowjetischen Opfer des Stalinismus. Auch zeichnete er im Namen Polens russische Bürger, die sich nach dem Flugzeugabsturz bei Smolensk besonders verdient gemacht hatten, sowie russische Bürgerrechtler, die sich für die Aufklärung der Verbrechen von Katyn bemüht hatten, mit polnischen Orden aus.

Das politische Tauwetter der Versöhnung zwischen Russen und Polen hält also an, beide Parteien zeigen sich sehr bemüht, einander Freundlichkeiten zu sagen und Gutes zu tun – versöhnliche Töne also allenthalben.

Auch Jaroslaw Kaczynski hat seine starre Russophobie überwunden. Der Präsidentschaftskandidat der PiS und Zwillingsbruder des bei Smolensk bei Flugzeugabsturz zu Tode gekommenen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, stellte auf der Internetseite der PiS-Fraktion das Video einer Rede ein, in der er sich bei Russland und den Russen bedankt. „Russische Freunde, es gibt in der Geschichte solche Augenblicke, die den Lauf der Dinge wenden können,“ begann er seine Ansprache. Er und viele Millionen Polen hofften nun, dass ein solcher Moment jetzt gekommen sei und so hoffe er, dass es zu dem großen, notwendigen Durchbruch komme, fügte er an. Weiter betonte Kaczynskiy, dass die Polen sich zwar an die Kugeln der NKWD erinnerten, nun aber auch an das Gute und die Hilfe, die Polen von dem russischen Volk  in den letzten Tagen erhalten habe. „Wir danken für jede angezündete Kerze, für jedes bewegende Wort“, sagte Jaroslaw Kaczynski dem russischen Volk.
So war denn die Siegesparade auf dem Roten Platz in diesem Jahr ganz anders als sonst, wie es auch die Tageszeitung Rzeczpospolita  schrieb. Der Sieg, der verbinden soll – Zwyciestwo, ktore ma laczyc – hieß es dort. Diese Parade sollte beweisen, dass Moskau auf das Verbindende setzt, sagte der Politologe Aleksiej Makarkin in einem Interview mit der Rzeczpospolit, deshalb tauchte das Wort “gemeinsam” so oft in der Ansprache des russischen Präsidenten auf. Nicht zuletzt gehe es nun auch darum, die Fehler der sowjetischen Politik unter Stalin aufzuzeigen.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".