Die lebhafte Diskussion der Polen um eingetragene Lebenspartnerschaften von Homosexuellen (sogenannte Homo-Ehen) ist von Ex-Präsident Lech Walesa befeuert worden. Am Freitag sagte er dem polnischen Fernsehsender TVN24, seiner Meinung nach gehörten schwule, lesbische und transsexuelle Abgeordnete im Parlament in die letzte Reihe. Am besten wäre es jedoch, sie hinter eine Mauer zu setzen. Homosexuellen-Demonstration wie die „Gay Pride“ gehörten nicht ins Stadtzentrum, sondern irgendwohin an den Stadtrand, erklärte der Friedensnobelpreisträger. Er wolle nicht, dass eine solche Minderheit, mit der er nicht einverstanden sei, auf den Straßen seine Kinder und Enkel verwirren würden, fügte die Solidarnosc-Ikone an.
Die mediale polnische Öffentlichkeit reagierte empört. Janusz Palikot, Vorsitzender der Palikot-Bewegung, holte am Montag demonstrativ den einzigen bekennend schwulen Abgeordneten Robert Biedron sowie die einzige transsexuelle Abgeordnete Anna Grodzka – beide Mitglieder der Palikot-Begung – nach vorn in die erste Parlamentsreihe.
Jaroslaw Walesa, Abgeordneter der regierenden Partei Bürgerplattform PO im Europaparlament und Sohn des polnischen Ex-Präsidenten Lech Walesa bezeichnete die homophobe Fernseh-Tirade seines Vaters als sehr schmerzlich und leider nicht untypisch für dessen Generation. Er sei mit den Bemerkungen seines Vaters in keiner Weise einverstanden. Dass sein Vater nicht Frieden mit den gesellschaftlichen Veränderungen im Lande machen könne, sei traurig. Er sei aber sicher, dass sein Vater seine Positionen noch einmal überdenken würde.
Lech Walesa allerdings sagte am Montag der Nachrichtenagentur PAP, er werde sich bei niemanden entschuldigen. Ein solche Minderheit wie die Homosexuellen müsse wissen, dass sie sich mit kleinen Dingen abzufinden habe und nicht nach Großem streben dürfe, bekräftige Walesa seine bishertigen Aussagen zum Thema.