Polens Alltagsgeschichte entdecken: Ausstellung „alt vertrautes–neu entdecken“ in Berlin

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Ausstellung alt vertrautes–neu entdecken, weiße Blusen, Polen, 19. Jhd.; © Ethnografisches Museum Krakau, Fotograf: Lukasz GrudyszKleine Anekdoten, Kindheitserinnerungen, Gemälde, Fotografien, Spielzeug, Kunsthandwerk: Viele, scheinbar alltägliche Dinge verdichten sich in der Ausstellung „alt vertrautes – neu entdecken“ auf 380 qm zu einer Kulturgeschichte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Nachdem die Ausstellung in Marseille (2011) und Krakau (2012) gezeigt wurde, endet die Reihe 2013 in Berlin. Indem der Betrachter so viel Vertrautes entdeckt, macht diese Ausstellung vor allem überraschend deutlich, wie sehr sich europäische Alltagsgeschichten in der Mitte des Kontinents gleichen, egal aus welchem Land die Exponate stammen.

Vertrautes Fremdes: Exponate aus Polen in Berliner Ausstellung

Denn auch wenn die knapp 300 Exponate aus einem anderen Land stammen, erscheinen sie so seltsam vertraut.  Auf genau diesen Effekt setzen die polnischen Kuratorinnen, die anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Ethnografischen Museums Krakau ausgewählte Stücke der Sammlung, insbesondere Objekte aus dem ländlichen Leben, zusammengestellt haben.

Vierzig Personen, die mit dem Ethnografischen Museum Krakau verbunden sind, ließen sich auf einen Dialog mit den Dingen ein – Erinnerungen an in Vergessenheit geratene Begebenheiten, Stimmungen und die Menschen hinter den Objekten füllen diese mit neuem Leben. Sie teilten bruchstückhafte (Kindheits-)Erinnerungen, die ihre Vergangenheit in prägnanten Bildern und mit allen Sinnen wieder aufleben lassen, mit den Machern der Ausstellung: Es war der Versuch, in die Sammlung wie in einen Spiegel zu blicken: Welche Erinnerungen lassen sich mit einem Objekt verbinden? Oder löst viel mehr das Objekt Assoziationen aus? Was gibt das Objekt aus der eigenen Vergangenheit preis und was sagt es über das Hier und Jetzt?

Massige Metallschlösser, schwebende Schlüssel, Schmuckmöbel, gigantische Bienenstöcke, aber auch Bilder des bekanntesten polnischen naiven Malers, Nikifor aus Krynica, sowie Bildhauerarbeiten von Herodek, Jan Staszak, Antoni Kruczala, Fotografien von Michal Greim und Ignacy Krieger – sie alle wurden von den Krakauer Kuratorinnen für die Ausstellung ausgesucht, weiteren Exponaten gegenübergestellt oder mit Erinnerungen zu Assoziationsketten verbunden. Diese Erinnerungen sind wie Blitze, die ein kurzes Schlaglicht auf die Vergangenheit werfen und Atmosphären kurzzeitig wieder aufleben lassen. Die Objekte werden deshalb nicht in ausstaffierten Inszenierungen präsentiert. Stattdessen lässt das zurückhaltende, bewusst reduzierte Ausstellungsdesign Raum für das Kopfkino jedes Besuchers und lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was in den gezeigten Objekten häufig auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist.

Das Ethnografische Museum Krakau und die Berliner Ausstellung

Das Ethnografische Museum Krakau ist ein Partnermuseum des Museums Europäischer Kulturen in Berlin, weil beide Museen die gleiche wissenschaftliche Ausrichtung haben. Das Krakauer Museum blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Seine Ausstellung bietet die Chance, dem Berliner Publikum die Highlights der Krakauer Sammlung zu zeigen. Sie setzt die erfolgreiche Zusammenarbeit beider Museen in der Vergangenheit fort. Die Ausstellung „alt vertrautes – neu entdecken“ bietet den interessanten Ansatz, die in den Sammlungen vorhandenen (meist alten) Objekte neu zu interpretieren – unter Einbeziehung aktueller Fragestellungen, persönlicher Erinnerungen und spontaner Assoziationen.

Das 1911 gegründete Ethnografische Museum Krakau verdankt seine Entstehung den stetigen Bemühungen von Seweryn Udziela (1857-1937) – Lehrer, Amateur- Ethnograf und Sammler von populärer Kunst. Seine Privatsammlung war der Grundstock der Museumssammlungen, die über einhundert Jahre später mehr als 80.000 Objekte und ein Archiv umfassen.

Den Kern der Sammlung bilden Alltagsobjekte aus der südpolnischen Region Kleinpolen (Malopolska). Andere Objekte stammen von den in den Karpaten lebenden halbnomadischen Huzulen, aus Weißrussland und Südosteuropa, einige auch aus außereuropäischen Ländern. Die Mehrzahl der Objekte wurde im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt und benutzt, aber es gibt auch einige deutlich ältere Exemplare, etwa Teile einer Ikonostase aus dem 17. Jahrhundert. Zusammen mit kostbaren Handschriften, Zeichnungen, Fotografien und Postkarten besitzt das Museum die größte ethnografische Sammlung in Polen. Gerade in den letzten Jahren ist es immer wieder neue Wege in der Ausstellungskonzeption gegangen und erschließt damit immer erfolgreicher ein junges, urbanes Publikum.

 

Weitere Informationen:

Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin, Museen Dahlem,
Arnimallee 25, 14195 Berlin, Sonderausstellungsraum:

Ausstellung „alt vertrautes – neu entdecken“
9. März – 30. Juni 2013

Geöffnet: Mo – Fr von 10 bis 18 Uhr, Sa + So von 11 – 18 Uhr
Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 3 Euro
Eintritt nach dem 1. April 2013: 8 Euro / ermäßigt 4 Euro
Eine Ausstellung des Ethnografischen Museums Krakau im Museum Europäischer
Kulturen Berlin.
Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union im Rahmen des
Regionalprogramms von Malopolska für die Jahre 2007-2013 mitfinanziert.

Weitere Informationen:
Besucherdienste, Tel.: +49 (0)30 – 266 424242
www.smb.museum

Begleitheft
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft auf Deutsch und Englisch, das an jeden
Besucher kostenlos ausgegeben wird.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".