Der polnische Premierminister Donals Tusk hat die Nation geschockt mit der Aussage, man müsse sogar eine Absage der Fußball-EM 2012 erwägen: „Wenn wir nicht imstande sind, die Sicherheit in unseren Stadien zu garantieren, ist die Austragung der Fußball-EMt in unserem Land gefährdet“, erklärte Tusk bei einem Krisentreffen mit Vertretern des polnischen Fußballverbandes. In jedem Fall würde man im Sommer 2012 aber Passkontrollen auch an Polens Grenzen zu EU-Ländern einführen, um die Einreise internationaler Hooligan-Banden und dadurch neue gewalttätige Zusammenstöße zu verhindern.
Tusk legte nach und fuhr weitere schwere Geschütze auf, indem er mit der Absage der kompletten kommenden Saison der ersten polnischen Fußballliga Extraklasa drohte. Außerdem verkündete der polnische Fußballverband PZPN in Warschau, dass organisierte Fan-Gruppen aller Gastmannschaften vorerst von den Spielen der obersten drei Ligen ausgeschlossen werden sollen. Damit will man auf Vorschlag der Polizei künftig Krawalle verhindern, lautete die Begründung.
Die Probleme mit der Gewalt in Polens Stadien sind nicht neu, Anlass dieser Verschärfungen war ein neuer Höhepunkt der Hooligan-Gewalt beim polnischen Pokalfinale zwischen Legia Warschau und Lech Posen am 3. Mai in Bydgoszcz. Dort hatten gewaltbereite Fans beider Mannschaften randaliert und eine verwüstetes Stadion hinterlassen. Beide Mannschaften mussten deshalb am vergangenen Wochenende vor leeren Rängen spielen.
Inzwischen füllt das Thema in Polen täglich die Schlagzeilen der Medien. Fast täglich gibt es beängstigende Meldungen von der Hooligan-Gewalt. Längst ist klar geworden, dass dieses Thema viel zu lange vernachlässigt und schöngeredet wurde, bis es zum kaum kontrollierbaren Riesenproblem wurde. Inzwischen haben sich in der polnischen Hooligan-Szene Mafiaähnliche Strukturen gebildet. Auf den Tribünen würden inzwischen kriminelle Geschäfte abgewickelt, verbrecherische Organisationen würden dort neue Mitglieder anwerben. Dabei ginge es um Handel mit Drogen, illegal gebranntem Alkohol und gestohlenen Autos, erklärte Polizeisprecher Marek Sokolowski die harte Realität.
