Warschau: Neues Jüdisches Museum wird eröffnet

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Jüdisches Museum Warschau, Foto: mamik,fotopolska.eu

Pünktlich zum 70. Jahrestag des Gettoaufstands wird am 19. April 2013 soll in Warszawa (Warschau) das neue Jüdische Museum eröffnet. Der Bau des finnischen Architektenbüros Lahdelma & Mahlamäki zählt neben dem Libeskind-Bau zu den neuen architektonischen Highlights von Warschau und zu den spektakulärsten Neubauprojekten in Polens Hauptstadt. Bis Mitte Mai 2013 erwartet Besucher ein interessantes kulturelles Programm mit Filmvorführungen, Konzerten, Diskussionsveranstaltungen und Stadtteilführungen. Die eigentliche multimediale Ausstellung zur Geschichte der polnischen Juden soll dann bis Anfang 2014 komplett installiert sein.

Bis vor dem Zweiten Weltkrieg waren zehn Prozent der polnischen Bevölkerung jüdischen Glaubens. Der jahrhundertealten Geschichte der Juden in Polen, die mit der Vernichtung durch das nationalsozialistische Regime Hitlers ein jähes Ende fand, widmet sich künftig das Muzeum Historii Zydow Polskich (Museum der Geschichte der polnischen Juden). Es wird besonders eindringlich, was für einen ungeheuren auch kulturellen Verlust die Vernichtung der polnischen Juden für Polen bedeutete. Das Prestigeprojekt entstand am plac Bohaterow Getta (Platz der Gettohelden), gegenüber dem Denkmal, das an den Aufstand der Gettobewohner im Jahr 1943 erinnert.

Schon im Jahr 1997, als der Grund und Boden fast im ganzen ehemals jüdischen Getto-Viertel von Warschau bereits vergeben war, keimte die Idee auf, das letzte von der Größe her geeignete Terrain für ein Museum der Geschichte der polnischen Juden zu reservieren. Die Stadt Warschau entsprach damals diesem Gedanken, doch erst im Jahr2005 war es so weit, die Verträge wurden geschlossen und das Museum gegründet. Im Jahr 2006 wurde dann auf dem Grund des Museums ein Ohel (hebräisch; Zelt) errichtet, in dem das Jüdische Museum zu Ausstellungen und diversen Veranstaltungen einlud. Im Juni 2007 wurde im Beisein des damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und des Kulturministers Ujazdowski, der Warschauer Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz der Grundstein gelegt. Die Bundesrepublik Deutschland unterstützte den Bau des neuen Museums für Jüdische Geschichte in Polen mit einer Summe von fünf Millionen Euro.

Mehr als 100 Architekten und Büros hatten sich an dem internationalen Wettbewerb beteiligt, den die beiden finnischen Architekten Rainer Mahlamäki und Ilmari Lahdelma gewannen. Mahlamäki sieht seinen Bau als einen strahlenden Leuchtturm im öffentlichen Raum. Er soll die Zukunft und die Hoffnung symbolisieren. Zugleich durchzieht ein symbolischer Riss den Kubus und erinnert an den Bruch in der Geschichte der Juden in Polen. Eine doppelte Haut umgibt den streng wirkenden Kubus. Seine äußere Schicht besteht aus Glas und Kupfer, die innere aus Beton. Die Flächen schimmern in der Sonne wie die Flügel eines Insekts.

Die geschwungenen Wände der Eingangshalle sollen das Schilfmeer symbolisieren, durch das einst Mose die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft führte. Das Museumsgebäude besitzt vier oberirdische sowie zwei Stockwerke unter der Erde. Letztere sollen künftig die eigentliche Ausstellung beherbergen. Während sich hier der Blick vor allem in die Vergangenheit richtet, stehen die oberen Gebäudeteile für Gegenwart und Zukunft. Dort befinden sich ein Konferenzraum für bis zu 480 Personen, zwei kleinere Veranstaltungssäle sowie die Mitarbeiterbüros. Darüber hinaus stehen dort Räume für wechselnde Ausstellungen zur Verfügung. Das moderne Kulturzentrum verfügt außerdem über einen Kino- und einen Konzertsaal sowie ein Restaurant und ein Café. Das Herzstück des neuen Museums findet sich in den Untergeschossen. Die multimediale Ausstellung will auf über 4.000 Quadratmetern die Geschichte der Juden von ihren Anfängen im Mittelalter bis in die Gegenwart in insgesamt acht Stationen zeigen. Der Holocaust wird ebenso wenig ausgespart wie die Situation der jüdischen Bürger Polens nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem aber wird von jahrhundertelanger friedlicher Koexistenz und Durchdringung der Kulturen sowie den Leistungen der jüdischen Bevölkerung für die Gesellschaft die Rede sein.

Der oberirdische Bereich des neuen Museums ist bereits in diesem Frühjahr für den Publikumsverkehr geöffnet. Die feierliche Auftaktveranstaltung findet am 19. April statt. Dann können geladene Gäste erstmals einem Konzert im neu eröffneten Museumsgebäude lauschen. An diesem Tag jährt sich zum 70. Mal der Ausbruch des Aufstandes im Warschauer Getto. Der bewaffnete Kampf der letzten Gettoinsassen endete innerhalb eines knappen Monats mit der Niederschlagung durch die deutschen Truppen und der totalen Zerstörung des Gettogeländes. An dieses tragische Ereignis erinnert das Museum mit einer Veranstaltungsreihe. Am 20. und 21. April können alle Interessierten das neue Gebäude im Zentrum der Weichselstadt bei freiem Eintritt besichtigen. Während dieser Tage sind verschiedene Veranstaltungen geplant. So wird am 20. April in einer Vorpremiere der neue Film von Agnieszka Arnold „Der unbesiegbare Kasimir“ über einen der letzten Überlebenden des Gettoaufstandes gezeigt. Am 21. April können Interessierte an einer geführten Radtour durch das Getto teilnehmen. Bis zum 16. Mai, dem symbolischen Ende des Gettoaufstandes, organisiert das Museum weitere Filmvorführungen, Theater- und Konzertabende, Stadtspaziergänge und Diskussionsveranstaltungen. Symbol der Feierlichkeiten ist die Jonquille. Diese schlanke Narzissenart blüht jedes Jahr zum Warschauer Frühling, so auch während des Gettoaufstandes.

Weitere Informationen über das Museum: www.jewishmuseum.org.pl

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1605 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".