ITB-Bilanz: Polen lockt mit Sport und Kultur

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Foto: Polen in der Halle 15.1 bei der ITB 2015 ©ITB

Foto: Polen in der Halle 15.1 bei der ITB 2015 ©ITB,

Was gibt es Neues im Urlaubsland? Wie hat sich unser Nachbarland auf der größten Tourismusmesse der Welt ITB Berlin präsentiert? Eine Bilanz des polnischen Messeauftritts und ein Pressegespräch mit Rafal Szmytke, Präsident der Polnischen Tourismusorganisation und Tomasz Jedrzejczak, dem Staatssekretär für Tourismus und dem Stadtpräsidenten von Wroclaw Rafal Dutkiewicz fasst die Schwerpunkte des polnischen Messeauftritts zusammen:

  • Polen als Gastgeber sportlicher Mega-Events wie der Handball-Europameisterschaft
  • Neue Angeboten für Aktivurlauber wie Radler und Wassersportler
  • Rückkehr des Oberlandkanals ins Tourismusangebot
  • Neue Kulturangebote
  • Eine Vorausschau auf das Angebot der Kulturhauptstadt Europas Wroclaw

Sehr erfreut über die touristische Entwicklung zeigte sich Tomasz Jedrzejczak, der neue polnische Staatssekretär für Tourismus. Trotz deutlicher Rückgänge bei den russischen Gästen verzeichnete Polen im vergangenen Jahr insgesamt erneut Zuwächse bei der Zahl der Touristen. Nach den vorläufigen Berechnungen besuchten im vergangenen Jahr rund 16,4 Millionen ausländische Gäste Polen. Das bedeutet einen Zuwachs von vier Prozent gegenüber 2013. Damals wurden 15,8 Millionen ausländische Gäste gezählt, die mindestens für eine Nacht in Polen blieben. „Unser wichtigster Auslandsmarkt war, ist und bleibt unser westlicher Nachbar Deutschland“, betonte Staatssekretär Jedrzejczak gegenüber Journalisten. Von dort kamen 2014 nach vorläufigen Zahlen des Ministeriums fast 5,7 Millionen Touristen, was einem Zuwachs von gut 6,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 entspricht. Deutschland stellt damit fast 35 Prozent aller ausländischen Gäste. Für das laufende Jahr gibt sich der Staatssekretär optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung bei der Zahl der ausländischen Besucher fortsetzen wird“, betonte er.

Sportevents: Nach Fußball und Volleyball steht jetzt Handball auf dem Programm

Polen wird auch in Zukunft sportliche Großereignisse nutzen, um für sich als attraktives Reiseziel zu werben und neue Gäste anzusprechen. Einen starken Aufschwung habe das Land nach der Fußball-Europameisterschaft 2012 erfahren, betonte Tomasz Jedrzejczak. Durch dieses sportliche Großereignis konnte sich Polen in aller Welt als guter Gastgeber und attraktive Destination präsentieren. „Dieser Werbeeffekt war einfach unbezahlbar“, erklärt der Staatssekretär. Deshalb setzt man bei dem östlichen Nachbarn auch weiter auf attraktive sportliche Events. Im vergangenen Jahr war Polen Gastgeber der Volleyball-Weltmeisterschaft der Männer. Bei diesem Großereignis, das mit dem Titelgewinn der Polen und einem dritten Platz für Deutschland endete, wurden fast 600.000 Zuschauer gezählt – so viele wie nie zuvor bei einer Volleyball-WM. Auch zahlreiche ausländische Fans reisten nach Polen. So hatte auch der Deutsche Volleyball-Verband einen offiziellen Fanbus organisiert.

Anfang 2016 erwartet Polen die besten europäischen Handballteams der Männer. Die Handball-Europameisterschaft wird vom 15. bis 31. Januar 2016 in vier Städten ausgetragen. Haupt-Spielort ist mit Krakow (Krakau) eines der attraktivsten Städtereiseziele in Europa. In der neu erbauten Krakow-Arena werden vor mehr als 15.000 Zuschauern unter anderem das Auftaktmatch und die Finalrunden ausgetragen. Weitere Spielorte sind Katowice (Kattowitz) und Gdansk (Danzig). Das deutsche Team hat gute Chancen, sich für das Turnier zu qualifizieren und würde dann seine Spiele der Auftaktrunde in der historischen Jahrhunderthalle in Breslau austragen. „Die Stadt ist nicht nur schnell von Deutschland aus zu erreichen, sondern im nächsten Jahr auch Europas Kulturhauptstadt“, so Tomasz Jedrzejczak. Deshalb rechnet er zu dem Turnier auch mit zahlreichen deutschen Schlachtenbummlern.

Für Aktivurlauber: Neue Radwege entlang der Weichsel und an der Ostgrenze

Doch Polen will nicht nur sportbegeisterte Zuschauer ansprechen, sondern auch sportlich Aktive. Einen Schwerpunkt bildet der Ausbau des Radwegenetzes. In vielen Regionen des Landes werden derzeit neue Radwege geplant und angelegt. So entsteht im Lauf der kommenden Jahre eine durchgehende Verbindung entlang der Wisla (Weichsel), des längsten polnischen Flusses. Der Radweg soll nach seiner Fertigstellung von der Quelle in den Beskiden über Krakau und Warschau bis Danzig führen. Vorbild sind Flussradwege in anderen Teilen Europas, die sich eines großen Interesses bei Radtouristen erfreuen. Erste Teile des 1.300 Kilometer langen Weichsel-Radweges sind bereits befahrbar, darunter ein rund 200 Kilometer langer Abschnitt in der Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie (Kujawien-Pommern). Auf dieser Strecke liegen wichtige Kulturzentren, wie die zum UNESCO-Welterbe gehörende Altstadt von Torun (Thorn), das mittelalterliche Chelmno (Kulm) und der Wasserknoten Bydgoszcz (Bromberg), aber auch wertvolle Landschaftsschutzgebiete. Bereits befahrbar ist auch der Abschnitt in der Woiwodschaft Slask (Schlesien). Der gesamte Radweg, der durch acht Woiwodschaften führen wird, soll bis 2020 fertiggestellt werden.

Schon sehr viel früher können Radler eine neue, fast 2.000 Kilometer lange Route durch den Osten Polens erleben. Der Radweg unter dem Namen „Green Velo“ soll bis Ende 2015 weitgehend fertiggestellt und 2016 in voller Länge für Radler nutzbar sein. „Mit diesem neuen Angebot wollen wir vor allem für die bisher kaum bekannten Regionen an der Ostgrenze Polens werben“, betonte der Präsident der Polnischen Tourismusorganisation, Rafal Szmytke. Auf Besucher warten in den fünf beteiligten Woiwodschaften einige der landschaftlich schönsten Regionen des Landes mit einer reichen multiethnischen Geschichte. Die Route führt durch fünf Nationalparks und zahlreiche weitere Landschaftsschutzgebiete in der dünn besiedelten Region. Entlang der Strecke liegen die Renaissanceperlen Sandomierz und Zamosc oder die Kopernikusstadt Frombork (Frauenburg). Auch prachtvolle Adelsresidenzen wie Krasiczyn und Lancut, die zum UNESCO-Welterbe gehörenden orthodoxen Holzkirchen der Karpatenregion, die Synagogen in Wlodkowo oder Tykocin sowie Polens bekanntestes Arabergestüt in Janow Podlaski lohnen einen Abstecher. Eine gute Ausschilderung, ein dichtes Netz von fahrradfreundlichen Unterkünften und Rastplätzen sowie eine detaillierte Beschreibung der Routen in mehreren Sprachen sollen für einen Erfolg des Projekts sorgen. „Wir rechnen damit, dass auch sehr viele ausländische Touristen auf dem Green Velo den Osten Polens für sich entdecken werden“, erklärte Rafal Szmytke.

Oberlandkanal vor der Wiedereröffnung: Per Schiff über alle Berge

Doch nicht nur per Rad, sondern auch mit dem Hausboot lassen sie attraktive Regionen in Polen erkunden. Im Bereich der Masurischen Seenplatte werde die Infrastruktur für Freizeitkapitäne kontinuierlich ausgebaut. Auch mehrere internationale Charterfirmen haben die Region für sich entdeckt. Im Westen Masurens soll in diesem Frühjahr der Kanal
Ostrodzki-Elblaski (Oberlandkanal) nach mehr als zweijährigen Sanierungsarbeiten wieder eröffnet werden. Der vor mehr als 150 Jahren erbaute Kanal, der Masuren mit der Ostsee verbindet, ist vor allem durch das einzigartige System der geneigten Ebenen in aller Welt berühmt. An fünf Stellen werden die Schiffe auf Schienen über „Berge“ gezogen, um die starken Höhenunterschiede im Verlauf des Kanals auszugleichen. Ausflugsfahrten über den Kanal zählen für viele Masuren-Urlauber zu den Höhepunkten ihres Aufenthalts. Entsprechend erfreut zeigte sich Szmytke, dass dieses Angebot bald wieder zur Verfügung stehen wird. Hausboot-Charterfirmen, die sich die vergangenen Jahre im Bereich des Weichselwerders und des Frischen Haffs angesiedelt haben, können nach der Wiedereröffnung des Kanals ihr Revier um ein rund 150 Kilometer langes und sehr attraktives Streckennetz erweitern. Der Hausboottourismus boomt auch in anderen polnischen Regionen. So wurde mit dem Großpolnischen Ring im Zentrum des Landes ein weiteres attraktives Revier für Hausbootfahrten erschlossen. Der rund 700 Kilometer lange Rundkurs führt durch touristisch attraktive Großstädte wie Bydgoszcz (Bromberg) und Poznan (Posen), aber auch durch landschaftlich reizvolle Gebiete im Bereich von Warta (Warthe) und Notec (Netze).

Polen investiert in neue Kulturprojekte

Neben sportlich aktiven Touristen will Polen auch kulturinteressierte Reisende verstärkt ansprechen. Rafal Szmytke verwies im Pressegespräch auf enorme Investitionen, die Polen bereits auf diesem Gebiet getätigt hat und weiter unternimmt. Als Beispiel nannte er die im vergangenen Herbst fertiggestellte Philharmonie von Szczecin (Stettin), die Musikfreunde und Architekturinteressierte gleichermaßen begeistert. Das ungewöhnliche Design, das an einen Eisberg oder Segelboote denken lässt, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Das Gebäude zählt zu den fünf Finalisten im diesjährigen Mies-van-der-Rohe-Preis, dem prestigeträchtigsten Architekturwettbewerb der Welt. In Katowice (Kattowitz) wurde erst vor wenigen Monaten der neue Sitz des Nationalen Rundfunk-Symphonieorchesters eröffnet, eines der größten und modernsten Konzerthäuser Europas. Dort wird die innerstädtische Achse der Kultur in diesem Jahr durch ein neues Kongresszentrum und den neuen Sitz des Schlesischen Museums vervollständigt. Auch Torun (Thorn) erhält in diesem Jahr ein modernes multifunktionales Kultur- und Kongresszentrum. Zu den bedeutendsten Investitionen zählt er das neue Nationale Musikforum, das im kommenden September in Wroclaw (Breslau) eröffnet wird. „Mit dem spektakulären Bauwerk wird Breslau sich endgültig in der ersten Liga der europäischen Musikstädte etablieren“, äußerte sich Szmytke zuversichtlich. Bis zu 700 Veranstaltungen sollen jährlich in dem Haus mit seinen vier Konzertsälen stattfinden. Schon jetzt besuchen viele deutsche Gruppen die Stadt zu Musikveranstaltungen wie dem Festival „Wratislavia Cantans“ oder den Megaaufführungen der Breslauer Oper.

Kulturhauptstadt: Wroclaw will Besucherzahlen 2016 verdoppeln

Die niederschlesische Metropole wird 2016 im Mittelpunkt des Europäischen Kulturgeschehens stehen. Als zweite polnische Stadt nach Krakau wird Breslau den Titel der Kulturhauptstadt Europas tragen. Die Verantwortlichen haben sich dafür sehr viel vorgenommen. Schon im Juni 2015 soll ein spektakuläres Projekt unter dem Namen „Mosty“ (Brücken) auf das Großereignis vorbereiten. Einen Tag lang sollen rund 30 Brücken für den Verkehr gesperrt und in Kunstobjekte umgewandelt werden. Junge Leute haben dafür Ideen entwickelt, die sie gemeinsam mit professionellen Künstlern umsetzen möchten. Mit der Performance spielt Breslau nicht nur auf seine bevorzugte Lage an der Oder an, sondern greift zugleich ein Hauptmotiv des Kulturjahres auf: Brücken zu bauen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt sowie zwischen den Nationen. „Wir werden Wroclaw als eine europäische Stadt mit einer einzigartigen Geschichte zeigen”, kündigt Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz an, der in Berlin für die Kulturhauptstadt warb. Er hat den Ehrgeiz, 2016 die Zahl der in- und ausländischen Besucher von derzeit etwa drei auf sechs Millionen zu verdoppeln. Dabei setzt er besonders auf ein starkes Interesse von deutschen Gästen. Deshalb soll in Kürze die Website zum Kulturjahr auch in deutscher Sprache erscheinen.

Quelle: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Berlin

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".