Buch des Monats Dezember 2009

Polnisch lernen

 
Ich empfehle Ihnen den Polnisch lernen von sprachenlernen24:
"Lernen Sie Polnisch wesentlich schneller als mit herkömmlichen Lernmethoden!"

Book„Viva Polonia“ von Steffen Möller ist das, was man einen Bestseller nennt und das ist ungewöhnlich, wenn es dabei um Polen geht. Der Autor Steffen Möller ist ein bekannter Mann – in Polen jedenfalls. Möller ging 1994 nach Polen, Seit 2002 spielt er dort in der Seifenoper „M jak Milosc“ (L wie Liebe) den netten Deutschen, etwas tumb, etwas naiv und vom Pech verfolgt, aber immer irgendwie liebenswert und der totale Gegenentwurf zum Klischee des deutschen Herrenmenschen. So wurde Steffen Möller ein sehr prominenter Kabarettist und Schauspieler.

Er schrieb ein Buch, in dem er den Polen munter und im Plauderton erzählte, wie man als Ausländer in Polen denn so lebt, mit viel Sympathie, positiv und mit einem Augenzwinkern über die Eigenheiten, über die der Neuling in Polen gern mal stolpert. „Polska da sie lubic“ lautete der Titel, Polen kann man mögen. Eben ob dieses Augenzwinkerns kam es auch gut an, über Schwierigkeiten mit dem was anders ist im polnischen Alltag zu plaudern, denn Kritisches äußert man in Polen niemals direkt. Möllers Charme, seine feine Ironie und Selbstironie und auch seinen Humor mögen die Polen.

Dieses Buch ist unter dem Titel „Viva Polonia“ in deutscher Sprache erschienen. Es erzählt in fünfzig Kapiteln, die nach Schlagworten geordnet sind über die Geheimnisse polnischer Mentalität, witzig, flott und im anekdotenreichen Plauderton. Das Ganze sehr subjektiv und persönlich. Wer fundierte Erklärungen und Wurzeln der Alltagsbräuche und Verhaltensweisen sucht, ist hier falsch.

Das ist einerseits die Stärke des Buches: Es schafft Sympathie für Polen, denn da erzählt jemand, der Polen ganz offensichtlich liebt und gern dort lebt. Und es erreicht durch seine lockere Erzählweise ohne Faktenhinterlegung Leser, die andere Bücher nicht erreichen. Es kommt dadurch auch aus, ohne allzu tief in den schmerzvollsten Kapiteln der polnischen Geschichte und des deutsch-polnischen Verhältnisses zu bohren. Doch manchmal hat man schon den Verdachte, dass Möllers Sichtweise schon etwas von seinem Prominentenstatus geprägt ist. Was er schildert, ist nicht immer der ganz normale Alltag und worauf er kaum eingeht, sind die völlig verschiedenen Wertvorstellungen, Ziele und Alltagswelten, die es im Land gibt, den ungeheuren Modernisierungsschub in den Städten – vor allem in der Boomtown Warschau –  und das persepektivlose Abgeschiedensein in manchen abgelegenen Landgebieten. Dazu kommt die Kluft zwischen den Generationen, je jünger die Polen sind, desto mehr nähern sie sich den Nachbarn im Westen. Polen ist weit vielschichtiger, als Möller es vermuten lässt und auf dem Weg zu einer pluralistischen Gesellschaft.

So ist dies dann die Schwäche des Buches: es räumt nicht wirklich auf mit Vorurteilen, dazu ist es zu oberflächlich. Sicher kann man in Polen einiges genauso erleben, wie Steffen Möller es geschildert hat. Nur über das „Warum“ wird man auch nach der Lektüre bestenfalls eine oberflächliche Ahnung haben, Hintergründiges gibt es selten und wenn, dann nicht immer faktensicher..

Dennoch ist „Viva Polonia“ von Steffen Möller unser Buch des Monats Dezember, denn es ist unterhaltsam und erreicht Leser, die fundierte Sachbücher nicht erreichen und es tut auf diese Art viel für die gute Nachbarschaft und die Entkrampfung des deutsch-polnischen Verhältnisses. Lesenswert ist es obendrein allemal.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".