Der Pianist – Auf den Spuren der Warschauer Elegie

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Das wohl persönlichste Werk des polnisch-jüdischen Regisseurs führt zurück ins Warschau des Jahres 1939. Er basiert auf der wahren Geschichte des Pianisten Wladyslaw Szpilman, eines bereits damals gefeierten Chopin-Interpreten.

Es ist ein Film über das Grauen des Warschauer Ghettos, das tägliche Leiden und Sterben, Hungern, Kämpfen und Hoffen, die Verzweiflung des Ghetto-Aufstandes und die Zerstörung der ganzen Stadt nach dem Warschauer Aufstand.

Drehen konnte Roman Polanski diesen Film nur zum geringen Teil an den Original-Schauplätzen in Warschau, denn vom Warschauer Ghetto ist nichts geblieben.
Nach dem Ghettoaufstand von 1943, bei dem 60 000 jüdische Menschen starben und dem Warschauer Aufstand von 1944, bei dem 200 000 polnische Menschen umkamen, wurde die Stadt von SS-Sondereinheiten dem Erdboden gleich gemacht.

Viele Szenen des Films drehte Polanski daher in Deutschland, vorwiegend in den Babelsberger Studios, andere im Warschauer Stadtteil Praga. Das alte Arbeiterviertel am Ostufer der Weichsel blieb von der Zerstörung verschont und besitzt noch reichlich alte Bausubstanz.

Zwar erstrahlt die mit immensem Aufwand wieder aufgebaute Warschauer Altstadt in frischem Glanz, das jüdische Warschau allerdings ging im Holocaust unter. Dennoch wird dem Reisenden auch in Polens Hauptstadt das Thema Holocaust auf Schritt und Tritt begegnen.

Das Warschauer Ghetto befand sich nördlich des Kulturpalastes. Bis zu 500 000 Menschen lebten dort in selbst von diesem Film nur anzudeutenden Elend. Zwischen der Stawki-Straße im Norden im Norden und der Swietokzryzka-Straße im Süden gelegen umfasste es etwa vier Quadratkilometer und war von Stacheldraht umzäunt. Erkennbar ist das Ghetto heute nur noch an etlichen Plattenbauten, die auf merkwürdig anmutenden Erdaufschüttungen stehen, den Ghettotrümmern.

Es gelang den Nazis zwar, die jüdische Bevölkerung Warschaus zu vernichten, nicht aber alle Spuren jüdischen Lebens. Ein wichtiges Zeugnis der großen jüdischen Gemeinde Warschaus – vor dem Krieg war jeder dritte Warschauer Jude – ist der alte jüdische Friedhof im Norden an der Okopawa-Straße.

Vom Ghetto blieben nur die um 1900 errichtet Nozyk-Synagoge etwas nördliche des Kulturpalastes erhalten, sowie etwas weiter östlich das Jüdische Theater/Teatr Zydowski, das europaweit das einzige Theater ist, in dem in jiddisches Sprache gespielt wird.

Nicht weit entfernt befindet sich das Institut der jüdischen Geschichte/Instytut Historii Zydowskiej, dessen reichhaltige, öffentlich zugängliche Bibliothek über Geschichte und Kultur der polnischen Juden informiert.

Zum 25. Jahrestag des Ghettoaufstandes 1988 wurde die Straße des Erinnerns der Leiden und des Kampfes der Juden / trakt Pamieci Meczenstwa i Walki Zydow eingeweiht. Der Startpunkt dieses Leidensweges liegt na der Zamenhofa-Straße. Vor dem dortigen Denkmal der Helden des Ghettoaufstandes / Pomnik Bohaterow Getta sank Bundeskanzler Willy Brandt 1970 angesichts des millionenfachen jüdischen und polnischen Leidens in die Knie und leitete damit die deutsch-polnischen Versöhnung ein.

An sechzehn Gedenksteinen vorbei führt der Weg zum Endpunkt an der Gedächtnismauer des Umschlagplatzes an der Stawki-Straße, dem Ort, von dem aus die Juden des Ghettos nach Treblinka deportiert wurden. Für den Film wurde der Umschlagplatz in einer nahe Warschau gelegenen Militärakademie nachgestellt.

Obwohl Roman Polanski also kaum wie Steven Spielberg bei seinem in Krakau spielenden Film Schindlers Liste an Originalschauplätzen drehen konnte, weil sie überwiegend nicht mehr vorhanden waren, gelang ihm eine überzeugende Intensität und Authentizität.

Er hat es meisterhaft gemacht, urteilte Marcel Reich-Ranicki – selbst Überlebender des Warschauer Ghettos – über den Polanski-Film. Polanski habe den Alltag des Ghettos, seine Atmosphäre so treffend und mit solcher Genauigkeit wiedergegeben, dass er teils an authentische Dokumentaraufnahmen geglaubt habe, begründete der Kritiker sein Urteil.

(c) Brigitte Jäger-Dabek

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Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".