Die neu ins polnische Parlament eingezogene antiklerikale Partei „Ruch Palikota des PO-Dissisdenten und Protest-Politikers Janusz Palikot hat für die ersten Knalleffekt gesorgt, noch bevor die neue Legislaturperiode so richtig begonnen hat.
Die Palikot-Bewegung Ruch Palikota ist als drittstärkste Fraktion nach der Parlamentswahl vom 9. Oktober ins polnische Parlament Sejm eingezogen und gilt als antiklerikal. Palikot will den Einfluss der polnischen katholischen Kirche auf Gesellschaft und Politik beschränken und tritt für die Schwulenehe sowie die Freigabe weicher Drogen ein.
Erste Aktion der Palikot-Bewegung ist nun die Forderung, das Kruzifix im Sitzungssaal des polnischen Parlaments als Symbol des kirchlichen Einflusses entfernen zu lassen. Er glaube, dass die Verfassung Polens die Trennung von Staat und Kirche gebiete. An öffentlichen Plätzen sei daher kein Platz für religiöse Symbole. Wo aber solle die Verfassung überhaupt Anwendung finden, wenn nicht im Parlament, erklärte Palikot in Warschau. Wer auch immer sich am Kreuz vergreift, der kriegt es mit Lech Walesa zu tun, auch Palikot, konterte Ex-Präsident Lech Walesa.
Man erinnert sich noch an die krawallartigen Dauerszenen des Sommers 2010 mit dem Streit um das Holzkreuz am Präsidentenpalast. Am Ende musste das Kreuz weichen, weil Tausende für die Trennung von Kirche und Staat eintraten.
Palikot sieht das Recht auf seiner Seite, das Recht der neuen Zeit gegen das Recht der alten Zeit. Man werde das Kreuz nicht selbst abhängen, sondern den polnischen Parlamentspräsidenten dazu auffordern und notfalls vor Gericht ziehen, sagte Palikot im polnischen Fernsehen.
So ist der Streit ums Kreuz im Sejm seit vergangenem Sonntag Thema einer landesweiten Diskussion. In der Sendung „Wydarzenie“ im polnischen Sender Polsat kam es zum Eklat. Die Abgeordnete Wanda Nowicka von der Palikot-Bewegung und der PiS-Abgeordnete Jan Dziedziczak diskutierten erbittert. Nach Meinung von Wanda Nowicka sah keine Mehrheit der Polen für das Kreuz im Sejm, solche Erhebungen gäbe es nicht. Wanda Nowicka verließ aus Protest das Studio bei laufender Sendung.
Inzwischen hat die Gazeta Wyborcza eine Meinungsumfrage durch TNS OBOP durchführen lassen. Demnach befürwortet nur eine Minderheit von 20% der Polen das Abhängen des Kreuzes, 70% der Polen wollen, dass das Kruzifix bleibt, wo es ist. Nur unter den Palikot-Anhängern gäbe es eine Mehrheit von 56% der befragten für die Entfernung des Kreuzes. Wie die Umfrage überdies zeigte, wollen 84% der Polen das Kreuz weiterhin auch in den Krankenhäusern, 72% wollen es in den Schulen und 53% auch in den Ämtern hängen sehen.