Polen: Gleichstellungsbeauftragte verteidigt Entlassung lesbischer Lehrerin

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Elzbieta Radziszewska Gleichstellungsbeauftragte in Polen

Elzbieta Radziszewska Gleichstellungsbeauftragte in Polen,

Wie schwierig es in Polen noch immer ist lesbisch oder schwul zu sein, zeigt die jüngste Debatte um die Gleichstellungsbeauftragte der polnischen Regierung Elzbieta Radziszewska von der Bürgerplattform PO. Nichtregierungsorganisationen werfen der Politikerin vor, nicht für mehr Gleichstellung zu sorgen, sondern selbst diskriminierend vorzugehen.

Radziszewska, die das Amt der Gleichstellungsbeauftragten im Ministerrang in Polen seit dem 30. April 2010 bekleidet, hatte einer katholischen Schule Recht gegeben, die eine Lehrerin gekündigt hatte, weil sie lesbisch ist. In der katholischen Zeitung Gosc Niedzielny hatte Radziszeska argumentiert, katholische Schulen hätten das Recht homosexuelle Mitarbeiter zu entlassen, da ihre sexuelle Orientierung nicht mit den Lehren der katholischen Kirche übereinstimme.

War schon diese Äußerung nur schwer mit ihrem Amtsauftrag zu vereinbaren, nahm die Gleichstellungsbeauftragte noch an einer emotional sehr aufgeladenen Diskussion beim Frühstücksfernsehen TVN teil. Kontrahent war Krzysztof Smiszek, Vorsitzender der polnischen Gesellschaft für ein Antidiskriminierungsgesetz, den sie mit der Bemerkung als schwul outete: Smiszek, von dem man ja wisse, dass er ein Mitglied der homosexuellen Gesellschaft ist und ein Aktivist für die Kampagne gegen Homophobie, und von dem es kein Geheimnis sei, wer sein Partner sei, kritisiere sie doch nur deshalb.

Smiszek antwortete, er überlege, Radziszewska zu verklagen. Der Tageszeitung Gazeta Wyborcza sagte er, die Äußerungen seien pure Homophobie und in keinem anderen EU-Land würde solch eine Person ihr Amt behalten können. Er verstecke seine sexuelle Orientierung nicht, aber das sei seine Privatangelegenheit, hier würden seine Persönlichkeitsrechte verletzt. In jedem Fall hat die Gleichstellungsbeauftragte Smiszeks sexuelle Orientierung erst einer breiten Masse gegenüber publik gemacht.

Mehrere Frauenrechtlerinnen, sowie Mitglieder von Lesben- und Schulenorganisationen demonstrierten vor der Kanzlei des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk für die Abberufung der Gleichstellungsbeauftragten. Die Ministerin entschuldigte sich später lasch es täte ihr Leid, die habe Smiszek nicht verletzen wollen. Regierungschef Tusk kündigte ein Gespräch mit seiner Parteifreundin an, schloss eine Abberufung aber kategorisch aus.

Smiszek und die Frauenrechtlerin Joanna Piotrowska warfen der Gleichstellungsbeauftragten in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza vor, sie tue zu wenig dafür, die Situation der Frauen in der polnischen Gesellschaft zu verbessern, lehne die Einführung einer Frauenquote auf Wahllisten ab und tue nichts für die Beendigung der Diskriminierung, besonders in Schulbüchern. Slawomir Broniarz von der polnischen Lehrergewerkschaft  kritisierte die Haltung Radziszewskas gegenüber homosexuellen Lehrern. Ihre Stellungnahme sei abscheulich und verletze Grundrechte des Menschen, schrieb er in einem Protestbrief.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".