Polen: Regierungschef Tusk gegen Polanskis Freilassung

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Der Riss geht tief durch Polens Regierung, Außenminister Sikorski bemüht sich vehement um die Freilassung Polanskis, Regierungschef Donald Tusk spricht sich dagegen aus:“Die Verhaftung ist überhaupt kein Grund für nationales Geschrei“, sagte er dem privaten polnischen Fernsehsender TVN24. Niemand geschehe ein Unrecht, es sei ein strafrechtlicher Sitten-Fall. Polen dürfe nur solche Maßnahmen ergreifen, die jedem polnischen Bürger in einer solch unangenehmen Situation gegenüber unternommen würden, erklärte er. Schließlich habe Polanski ein schweres Verbrechen begangen und es sei bekannt gewesen, dass die US-Amerikaner gerade in solchen Fällen hart blieben.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sprach sich am Dienstag allerdings dagegen aus, die Verhaftung Polanskis zu einer „national-politischen“ Angelegenheit in Polen hochzuspielen. Er sehe keinen Grund, ein „nationales Geschrei zu erheben“, denn niemandem geschehe Unrecht, sagte Tusk dem privaten Fernsehsender TVN24. Es sei ein strafrechtlicher Sitten-Fall. Sein Land müsse alle Maßnahmen ergreifen, die gegenüber jedem polnischen Bürger in solch unangenehmer Situation ergriffen werden sollen, so Tusk. Polanski habe ein schweres Verbrechen begangen, bemerkte Polens Regierungschef. Es sei bekannt gewesen, dass die Amerikaner in solchen Fällen hart blieben.

Die Außenminister Frankreichs und Polens hatten ihre amerikanische Kollegin Hillary Clinton ersucht, sich für Polanskis Freilassung einzusetzen. Das Außenministerium in Washington wird nun das von Kalifornien vorbereitete formelle Auslieferungsgesuch darauf prüfen, ob es die Bedingungen des Auslieferungsvertrags mit der Schweiz erfüllt, erklärte ein Sprecher.

Die Liste der Prominenten aus Kultur und Politik, die sich für Polanskis Freilassung einsetzen, wächst, allein die Petitionsliste der französischen Autorenvereinigung SACD haben inzwischen mehr als 100 Personen unterschrieben, darunter Woody Allen, Wim Wenders, Pedro Almodóvar, Monica Bellucci, David Lynch, Ettore Scola, Martin Scorsese, Tilda Swinton und Tom Tykwer. Diese wendet sich vor allem gegen die Art der Verhaftung und bezeichnet es als „unannehmbar, dass eine internationale Kulturveranstaltung zur Ehrung eines der größten zeitgenössischen Cineasten in eine Polizeifalle verwandelt“.

Der französische Filmemacher Luc Besson äußerte sich beim französischen Sender RTL anders. Er möge Polanski zwar, aber die Justiz sei nun mal für alle gleich. Wenn es seine eigene 13-jährige Tochter gewesen wäre, die da vergewaltigt worden sei, würde er nicht gegen die Verhaftung des Täters protestieren, erklärte Besson. Auch der Europa-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit von den Grünen betonte, dass es immerhin um die Vergewaltigung einer Minderjährigen gehe.

Polanskis damaliges Opfer, die heute 45-jährige Samantha Geimer, hat dem prominenten Regisseur bereits vor Jahren öffentlich vergeben. Sie blieb aber immer dabei, dass Polanski sie seinerzeit sehr wohl vergewaltigt habe. Er habe ihr Champagner und das Rauschmittel Quaalude eingeflößt und sie dann missbraucht, bekräftigt sie bis heute.

Roman Polanski Anwälte haben inzwischen bei der Schweizer Justiz seine Freilassung beantragt und beim Bundesstrafgericht von Bellinzona Einspruch gegen den Haftbefehl eingelegt. Eine Entscheidung soll nächste Woche fallen.

Zeitstrahl zur Causa Polanski

März 1977: Der damals 43-jährige Polanski missbraucht in der Villa von Jack Nicholson in Los Angeles laut Anklage ein 13 Jahre altes Mädchen. Solcher Geschlechtsverkehr Intimverkehr mit Kindern gilt in Kalifornien grundsätzlich als Vergewaltigung.

April/Mai 1977: Polanski sitzt als Beschuldigter für 42 Tage in Untersuchungshaft und wird psychiatrisch beobachtet.

Januar 1978: Eine Absprache mit dem Gericht für ein teilweises Schuldeingeständnis eine Haftstrafe zu umgehen kommt nicht zustande. Für die Tat drohen Polanski  50 Jahre Gefängnis und er flieht nach Frankreich. Für die amerikanischen Justizbehörden gilt er seitdem als flüchtig..

Oktober 1997: Ein Zivilprozess führt zu einem Vergleich. Das Opfer Samantha Geimer fordert fortan, Polanski nicht mehr weiter zu verfolgen, doch die Anklage und damit der Haftbefehl bleiben bestehen..

März 2003: Aus Angst vor den Justizbehörden reist Polanski nicht zur Oscarverleihung für den Film „Der Pianist“ in die USA.

2005: Ein US-Richter erwirkt einen auch in Europa vollstreckbaren Internationalen Haftbefehl. Polanski ist seit 1976 auch französischer Staatsbürger. Eine Auslieferung von dort ist daher kaum zu befürchten.

Mai 2009: Der Superior Court in Los Angeles lehnt einen Antrag auf Schließen des Verfahrens wegen juristischer Fehler letztinstanzlich ab. Im Februar hatte das Gericht Polanski die Frist gesetzt, bis zum Mai persönlich beim Gericht zu erscheinen und seinen Antrag vorzutragen.

September 2009: Polanski wird bei der Einreise in die Schweiz wird Polanski auf dem Flughafen Zürich festgenommen und kommt in Abschiebehaft.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".