Pater Tadeusz Rydzyk, Gründer von Radio Maryja und TV Trwam, Foto: Piotr Drabik, CC BY 2.0
Ohne Radio Maryja, den rechtsklerikalen Radiosender, der zum Medienimperium des Redemptoristenpaters Tadeusz Rydzyk in Torun gehört, hätte die nationalkatholische Pertei Recht und Gerechtigkeit (PiS) den Wahlsieg in Polen nicht geschafft. So erklärte es der Parteivorsitzende Jaroslaw Kaczynski am Wochenende in der Ausstellungs- und Sporthalle (Hala Widowiskowo-Sportowej) von Torun (Thorn) bei der Feier zum 24. Bestehen des Senders. An der Messe in der Halle nahmen neben Jaroslaw Kaczynski mehrere Minister der neuen Regierung Szydlo teil.
Der Kirchensender, der zum Redemptoristen-Medienimperium von Pater Rydzyk gehörende Fernsehkanal TV Trwam und die Zeitung Nasz Dziennik unterstützen traditionell die nationalkonservative PiS. Ein offener Aufruf zur Wahl zu gehen und das Kreuz bei der PiS zu machen vermied man vor diesem Wahlkampf, auch wurde solch ein Aufruf nicht offen von den Kanzeln verkündet. Diese Strategie ging auf, wie man heute weiß.
Mit der Kirchenhierarchie und dem Episkopat hat Rydzyk so seine Schwierigkieten. Schon Papst Johannes Paul II. ging auf Distanz und gewährte ihm keine Audienzen. Er hatte ein Machtwort gesprochen, als Rydzyk beim Referendum 2003 die Gläubigen aufforderte, gegen den EU-Beitritt Polens zu stimmen. Auch der Papst-Intimus und einstige Papstsekretär Kardinal Dziwisz und der damalige Primas von Polen Kardinal Jozef Glemp stellten sich wegen der fremdenfeindlichen, nationalistischen und antisemitischen Äußerungen sich gegen Rydzyk. Der immense Einfluss auf die nationalkatholische Politikerszene verhalf 2005 bereits Lech Kaczynski zum Präsidentenamt.
Ohne Tadeusz Rydzyk mit seinen Sendungen und den Aktivitäten der Familie von Radio Maryja hätte es den Sieg der PiS nicht gegeben, betonte Kaczynski. Weiter bekräftigte er, dass es für den Wahlsieg bedurfte es einer Wahrheit, und es bedurfte der Menschen, die der Wahrheit dienen, die Polen dienen, die Patrioten seien. Und dieser Sieg sei auch eine weitere Bestätigung der einen Wahrheit. Diese Wahrheit sei, dass das Fundament des Polentums die Kirche und ihre Lehre sind, und, dass es kein Polen ohne die polnische Kirche gäbe.
Auch Polens Präsident Andrzej Duda verkündete in seinem Grußwort, Radio Maryja hab sich zu einem lebendigen und klaren Beispiel für die Mobilisierung von Tausenden von Menschen aus fast allen gesellschaftlichen und Altersgruppen, rund um die Idee, Gutes zu tun, und sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern. Die Arbeit von Radio Maryja sei eine Manifestation der Eigenverantwortung und Eigeninitiative von Polen, modern und doch stark in der Tradition, im Glauben und der Kultur um den polnischen Ansatz in der sozialen Realität einzubetten. Das Ziel seiner Präsidentschaft sei es, die Gemeinschaft der Polen wieder aufzubauen, erklärte der Präsident seine Vision eines katholischen Vaterlands.
Mit der PiS wird aller Voraussicht auch der erzkonservative Flügel innerhalb der katholischen Kirche erstarken. Schon bei den Aufmärschen zum Unabhängigkeitstag am 11. November hat man wieder mehr Pfarrer gesehen, die sich den islam- und fremdenfeindlichen Hetzparolen offen anschlossen. Er findet seine mediale Heimat in den Rydzyk-Medien. Der polnische Episkopat steht hingegen nicht voll hinter Radio Maryja. Insgesamt hat man schon in der Flüchtlingsfrage eine ganz andere Haltung vom Episkopat gesehen, der die polnischen Pfarrhäuser für Flüchtlinge öffnen wollte und ein Rückbesinnen auf christliche Nächstenliebe sowie die Barmherzigkeit forderte. Am heutigen 8. Dezember, dem katholischen Feiertag „Mariä Empfängnis“, hat Papst Franziskus in Rom das Heilige Jahr zum Thema „Barmherzigkeit“ ausgerufen haben. An diesem Tag geht Radio Marija mit einem neuen fremdsprachigen Programm auf Sendung: in arabischer Sprache.
Nach dem Willen des nationalkatholischen Flügels der polnischen Öffentlichkeit wird das Verständnis des Christentums mehr unabarmherzige Kälte ausstrahlen. Das wird Auswirkungen haben, kalte Zeiten kommen auf Polens Minderheiten zu, egal ob sie nationaler, ethnischer, sprachlicher, sexueller oder religiöser Art sind, denn im Umkehrschluss bedeuten Parolen wie „kein Polen ohne Kirche“ oder „Grundlage des Polentums ist die katholische Kirche“, dass diesen Minoritäten ihr „Pole sein“ abgesprochen wird., und seien sie noch so loyale Bürger ihres Landes.
Die geistige Rolle rückwärts in die Intoleranz und die Entdemokratisierung schreitet voran.