Torun die Schönheit an der Weichsel

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torunKulturelle Highlights in einer der schönsten europäischen Altstädte und das ganze Jahr über ein leichter Duft nach Lebkuchen machen Torun/Thorn an der Weichsel zu einem attraktiven Ziel in Polen.

Altstadt mit Lebkuchenduft
Ein angenehmer Gewürzgeruch von Zimt, Nelken und Ingwer strömt aus vielen Läden und eine Hauch von Lebkuchenduft liegt über der Altstadt von Torun/Thorn, diesem polenweit mit 350 Bauten größten und besterhaltenen mittelalterlichen gotischen Stadtensemble von so hohem kulturhistorischen Wert, dass die UNESCO die Thorner Altstadt zum Weltkulturerbe ernannte.

Die Lebkuchenspezialität der Stadt, die Thorner Kathrinchen sind seit Generationen berühmt, gebacken werden sie von den Zuckerbäckern und Konditoren der Stadt nach uralten Rezepten. Schon im Mittelalter gab es sie am 25. November, dem Namenstag der Hl. Katharina und im 16. Jahrhundert waren sie so bekannt, dass der Volksmund sie sprichwörtlich zu den besten Dingen des damaligen Polens zählte, wie sonst das Danziger Goldwasser, der Warschauer Schuh, die Krakauer Jungfrau und eben die Thorner Kathrinchen. Die uralten Rezepturen, die bis dahin eifersüchtig gehütet worden waren, wurden erstmals 1725 in dem medizinischen Buch „Compendium medicum auctum“ veröffentlicht, aber längst waren die Thorner Lebkuchenbäcker so bekannt wie die Nürnberger.

In jeden Souvenirladen der Stadt sind die Pierniki erhältlich, vor allem in der Vorweihnachtszeit sind sie geradezu ein Muss als Mitbringsel. Auch der Käufer hat seine Freude am Lebkuchen-Shopping, denn in der Thorner Altstadt gibt es viele liebevoll mit alten Ladenmöbeln eingerichtete Geschäfte, das schönste und selbst ein Stück Kultur ist das Emporium in der Piekary-Straße.

Aber Torun ist mehr als die polnische Lebkuchenstadt, es ist auch ein wichtiger Schauplatz europäischer Geschichte und Geburtsort sowohl des preußischen Geschichtsschreibers Christoph Hartknoch, der in Thorn Gymnasiumsdirektor war, als auch des großen europäischen Astronomen Nikolaus Kopernikus.

Die Stadt am rechten Ufer der Weichsel wurde 1233 vom Deutschen Orden gegründet und blühte als Handelsstadt an der Weichsel schnell auf . Von der frühen wirtschaftlichen Blüte zeugen viele prächtige Bauten in Thorn, das zur Zeit der Geburt von Kopernikus eine weltoffene Stadt von europäischem Rang war. Mit dem II. Thorner Frieden von 1466 kamen Stadt und Umland an Polen, 1793 nach er II. polnischen Teilung an Preußen, 1920 wiederum an Polen. Die Stadt mit ihrer Viertelmillion Einwohner ist aber auch ein modernes regionales Handels- und Industriezentrum und mit seiner renommierten Universität ein kultureller Mittelpunkt der Region. Längst sind auch alle großen Einzelhandelsketten in der Stadt etabliert, es gibt Shopping-Malls und unzählige liebevoll eingerichtete Boutiquen und Läden, die zum Einkaufsbummel einladen.

Kleiner Stadtrundgang
Das wichtigste in dieser Stadt aber ist für Touristen ein Altstadtbummel. Lernen Sie nun mit uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Thorns kennen. Wir beginnen unseren Rundgang am Altstädtischen Markt, dem Zentrum des alten Thorns, am altstädtischen Rathaus an der Kopernikus-Statue, die 1853 von F. Tieck geschaffen wurde. Das gotische Rathaus – heute auch Sitz des Bezirksmuseums – entstand ab 1393, und ist ein Bauwerk von außerordentlichem kulturhistorischen Wert mit seinem Königssaal, dem Ratssaal und den Tuchhallen. Ältester Gebäudeteil ist der 1279 erbaute Turm, von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat.

Um den altstädtischen Markt sind die architektonischen Kleinodien der Stadt wie Perlen an der Schnur aufgereiht. Die Highlights sind im Osten das Bürgerhaus zum Stern mit seiner prächtigen Barockfassade, im Süden der Artushof, der kultureller Treffpunkt der Thorner Bürger war, hier wurde 1466 der II. Thorner Friede unterzeichnet. Im Südwesten treffen wir auf die Heilig-Geist-Kirche, eine im 18. Jahrhundert entstandene, heute den Jesuiten gehörende Kirche.

Weiter nach Norden gehend kommen wir in die Straße Panny Marii einbiegend direkt zur wuchtigen gotischen Marienkirche, einer dreischiffigen Hallenkirche, die im 14. Jahrhundert als Klosterkirche der Franziskaner erbaut wurde. Weiter gehen wir die Straße Piekary an zahlreichen alten Speichern vorbei nach Süden hinunter, bis wir an der Ecke Pod Krzywa Wieza auf Thorns merkwürdigstes Bauwerk stoßen, den 1271 erbauten schiefen Turm, der um 1,40 Meter von der Lotrechten abweicht.

Wir folgen nun der Strasse nach Westen und kommen an einigen alten Speichern vorbeigehend zum Klostertor, einem der drei noch erhaltenen Stadttore an der alten Stadtmauer. Weiter gehen wir die Straße Sw. Ducha nach Norden entlang bis zur Kopernika, auf der wir nach Osten gehend zum Kopernikushaus gelangen, in dem der große Astronom 1473 geboren wurde und das heute als Museum ganz seiner Person gewidmet ist.

Weiter gehen wir geradewegs auf die Johannes – Kathedrale. Die das Altstadtpanorama dominierende wuchtige Backsteinkirche aus dem Jahre 1260, ist die älteste Kirche Thorns. Nach der Besichtigung gehen wir die Straße Zeglarska hinunter am Dambski-Palais vorbei und erreichen mit dem Seglertor die Altstadtmauern, denen wir bei schönem Weichselblick nach Osten folgend an einigen Basteien vorbeikommen, bis wir hinter dem Brückentor an den Ruinen der Deutschordensburg< aus dem Jahre 1236 ankommen.

Nach einer Besichtigung gehen wir durch die Slusarska-Straße zum neustädtischen Markt, der tatsächlich von bunten Markttreiben geprägt und von der gotischen Jakobikirche aus dem 14. Jahrhundert dominiert wird.

Zurück spazieren wir an den zahllosen herrlichen Bürgerhäusern der Szeroka-Straße vorbei, die mit ihren vielen Läden, Kneipen und Cafes Thorns Shoppingmeile ist, und kehren zum altstädtischen Markt zurück.

Eine kleine Erholung ist verdient nach dem Stadtrundgang und wer sich verwöhnen möchte, tut das bei Blikle, „dem“ Kaffeehaus der Stadt bei einem „kawa kavaler“ und einigen süßen Träumen. Frisch gestärkt machen wir nun noch einen Abstecher ins ethnographische Museum und den ethnographischen Park, die nördlich der Altstadt gelegen sind und einen Überblick über die regionale Baukunst liefern.

Nicht verpassen sollte man einen Abstecher auf das linke Weichselufer, denn von dort hat man einen wunderbaren Blick auf Thorns Altstadt, lohnend ist dieses Panorama auch am Abend, wenn die Altstadt stimmungsvoll beleuchtet ist.

Und zum stimmungsvollen Abschluss eines vom Mittelalter geprägten Sightseeingtages ist das rustikale „U Kata zu“ empfehlen, ein kleines, uriges Restaurant mit martialischem Namen – U Kata bedeutet zum Scharfrichter – im Keller des altstädtischen Rathauses mit sehr guter, sehr reichlicher und sehr preiswerter polnischer Küche.

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1613 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".