Was wird aus Opel in Polen?

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206934Nicht nur in Deutschland ist der geplatzte Opel-Verkauf an das Magna-Sberbank-Konsortium ein Topthema in diesen Tagen. Doch die Reaktionen auf die Mitteilung des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors GM, die deutsche Tochter Opel nun doch behalten und selbst sanieren zu wollen, traf in den europäischen Opel-Ländern völlig verschieden.

In Deutschland herrschte Entsetzen über diese Entscheidung. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle meinte, das Verhalten vom GM sei völlig inakzeptabel und forderte von GM ein rasches Konzept zur Sanierung von Opel- Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sprach gar vom „hässlichen Gesicht des Turbokapitalismus“.

Die Betriebsräte und Gewerkschaften in den vier deutschen Opel-Werken riefen zu Warnstreiks auf, die sich auf ganz Europa ausdehnen sollen, erklärte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Er sieht vor allem die Opel-Standorte Bochum, Kaiserslautern und Antwerpen in Gefahr, nachdem GM den Abbau von 10.000 Stellen in den europäischen Opel-Werken angekündigt hatte. Inzwischen droht die amerikanische Konzernmutter GM den europäischen Opel-Arbeitnehmern unverhohlen mit der Insolvenz von Opel.

Die Meinungen der Branchenkenner sind gespalten. Die einen – wie Willy Diez – sehen Opel unter dem Dach von GM gut aufgehoben, denn Opel allein sei zu klein und habe keine Zukunft. Nachdem man Fiat – nach Meinung dieser Expertengruppe eine Partnerschaft, die eine bessere Wahl gewesen wäre – einen Korb gegeben habe und von Anfang an auch auf deutscher Regierungsseite Magna bevorzugt hatte, sei das nach Lage der Dinge nur GM. Andere Experten wie Ferdinand Dudenhöffer sehen GM ein hohes Risiko eingehen, dazu sei der Verbleib von Opel beim amerikanischen Mutterkonzern GM eher schlecht.

Europaweit hat Opel derzeit noch 55.000 Beschäftigte, 25.500 davon in Deutschland. Eine Sanierung wird GM etwa drei Milliarden Euro kosten. Inwieweit es Staatshilfen geben wird, ist noch völlig offen. Der Geasmtbetriebsrat scheut die Konfrontation mit den Amerikanern nicht. Gesamtbetriebsratschef Franz Zudem meinte, es werde keinen Beitrag der Bediensteten zur Sanierung von Opel geben und verlangte die Auszahlung von gestundeten Tariferhöhungen.In dieser Haltung sehen Autoexperten und GM-Kenner Wasser auf die Mühlen für GMs „Turbokapitalisten“ und meinen, so würde man die Schließung von Bochum eher beschleunigen.

Eine europäische Opel-Solidarität wird es eher nicht geben. In Großbritannien und Polen fielen die Reaktionen auf die GM-Mitteilung Opel behalten zu wollen völlig anders aus – In Polen herrschte quer durch alle politiscvhen Lager unverhohlene Freude. Man habe die Entscheidung mit Erleichterung aufgenommen, erklärte der Solidarnosc-Chef von Opel Gliwice (Gleiwitz). Man gehen nun davon aus, dass der Fortbestand der europäischen Opel-Werke nun nach ökonomischen und nicht nach politischen Kriterien entschieden würde. Auch der polnische Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak erwartet unter GM eine bessere Zukunft als unter Magna-Sberbank.

Hinter dem Magna-Deal sehen nicht nur die Opelaner in Polen die Russen als treibende Kraft. Hier fürchtete man nicht nur den Wissenstransfer nach Russland, sondern auf Dauer auch den Verlust der Arbeitsplätze, da man in Russland nun einmal noch günstiger produzieren kann als in Polen. Medien hatten im Magna-Deal eine „Russen-Expansion mit deutschem Staatsgeld“ gesehen, vor allem, nachdem Magna trotz günstiger Zahlen für Gliwice keine Bestandsgarantie geben mochte. Auch die beiden Motorenwerke und das Dieselmotorenwerk sah man mit Magna als gefährdet an.

Tatsächlich dürften die polnischen Werke nun bei GM ganz hinten auf der Streichliste für Arbeitsplätze stehen. Das Montagewerk Gliwice nämlich ist mit seinen 2.500 Mitarbeitern die produktivste und effizienteste und dazu die wohl modernste Opel-Fabrik in Europa. Sie produzierte im Vorjahr 171.523 Wagen, vor allem vom Typ Zafira. Die Arbeitskosten bei einem Lohn von 3.200 Zloty (rund 900 Euro) sind viermal niedriger als in Bochum. Am 4. November wurde in Gliwice mit der Produktion des Erfolgsmodells Opel Astra IV begonnen.

Man ergehe sich nicht in überschäumender Freude, denn die Zukunft sei noch immer unsicher, doch das Opel-Werk Gliwice sei das beste Opel-Werk in Europa und man hoffe, dass es die schweren Zeiten überstehen und sich weiter entwickeln werde, erklärte Miroslaw Rzezniczek, derVize-Chef der Solidarnosc Gliwice.

Solidarität für Bochum und die deutschen Gewerkschaftsaktionen sollte man aus Polen eher nicht erwarten, zu unterschiedlich sind die Interessen.

Update 25.Februar 2010

Nick Reilly, der neue Chef von General Motors Europa hat angekündeigt, dass es im Gliwice keine weiteren Entlassungen mehr geben wird, nur in der Verwaltungsetage könnten eventuell 40 Opel-Mitarbeiter den Job verlieren. In der Autoproduktion wird in Gliwice zum Sommer eine dritte Schicht eingeführt, dann wird wieder rund um die Uhr produziert.
Dafür werde man etwa 700 neue Mitarbeiter einstellen, mit der Ausschreibung der Stellen habe man bereits begonnen, sagte am19.Februar  ein Sprecher der Opel-Mutter General Motors der Nachrivhtenagentur AFP.
Im Opel-Werk Gliwice produzieren derzeit  2500 Mitarbeitern – 500 weniger als vor der Krise – vorwiegend den Opel Astra. Wenn der Verkauf läuft, können in diesem Jahr  in Gliwice an die 220.000 Wagen vom Band rollen, sagte der Sprecher.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".