ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter,unsere Väter“ in Polen ausgestrahlt

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Kompanie "Wiklina" der polnischen Untergrundarmee Armia Krajowa, Foto: Wikimedia Commons, Ryszard Kaczoruk

Wie „Das Polen Magazin“ bereits in dem Artikel Polen: Kritik am ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ berichtet hat, kam es schon bei der Ausstrahlung des ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“ zu kontroversen Diskussionen in unserem Nachbarland Polen.

Nun sind in dieser Woche alle drei Teile des Films auch in Polen vom polnischen Fernsehsender TVP ausgestrahlt worden. Das polnische Fernsehpublikum konnte „Unsere Mütter- unsere Väter“ entweder bei Kabelempfang im deutschen Original mit Untertiteln oder in der deutschen Version mit darübergesprochener polnischer Erklärung der jeweiligen Szenen bei Satelliten-Empfang sehen. Eine synchronisierte Fassung gab es nicht, so dass den Dialogen nicht direkt gefolgt werden konnte.

Eine große Zahl von Polen wollte sich selbst ein Bild machen, so wurde der Film zu einem Quotenrenner. Verfolgten den ersten Teil schon 3,1 Millionen Zuschauer, sahen den zweiten Teil schon  3,3 Millionen. Der dritter Teil erreichte eine Einschaltquote von 29 % (3,7 Millionen Zuschauer). Auch die sich an den dritten Teil anschließende Diskussion sahen noch 1,8 Millionen Zuschauer.

Die Diskussion war von großem Ernst geprägt. Der polnische Historiker Tomasz Szarota klagte darüber, dass der deutsche Dreiteiler gezielt Stereotypen von einem antisemitischen Polen scheinbar bestätigen würde. Der deutsche Historiker Thomas Weber war einer der Geschichtswissenschaftler des Beraterteams der Drehbuchautoren, sah dies ganz anders und betonte, es sei nicht das Ziel des Films gewesen, Polen als ein Volk von Antisemiten zu zeigen. Vor allem die Szenen, die polnischen Widerstandskämpfer als eine Bande von Antisemiten zeigten, hatten ehemalige Kämpfer der Untergrundorganisation „Armia Krajowa“ (Heimatarmee) wie den Diskussionsteilnehmer Tadeusz Filipkowski empört.

Der ehemalige israelische Botschafter in Polen Schewach Weiss meinte, der Dreiteiler habe mit falsche Elle gemessen, denn es habe zwar Antisemitismus in Polen gegeben, aber nicht die Polen hätten keine Todeslager gebaut und Juden zu Zehntausenden erschossen, betonte der Diplomat, der selbst studierter Historiker ist.  Der Publizist Adam Krzeminski fand eine merkwürdige Unausgewogenheit in der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Dort gäbe es jede Menge fiktive Filme sowie Dokumentationen über sämtliche andere Kriegsschauplätze, nur seltsamer Weise nicht überPolen. Diese der Filmausstrahlung sich anschließende Diskussion hat der Sender TVP online gestellt.

Wie ich selbst in Polen feststellen konnte, gab es auch in den folgenden Tagen weitere Diskussionen in vielen Radiosendungen, in denen via Telefon viele Polen zu Wort kamen. In einem sind sich die Polen relativ einig: 87% halten lauf Umfragen die Ausstrahlung im polnischen Fernsehen zur Hauptsendezeit für richtig und das, obwohl die nationalkonservative Opposition um Jaroslaw Kaczynski und seine Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) scharf dagegen protestiert hatte.

Nachtrag:

Die Proteste fanden inzwischen Gehör in Deutschland: Am Sonntag, 23. Juni 2013 um 23.20 Uhr, sendet das ZDF die Dokumentation „Kampf ums Überleben. Polen unter deutscher Besatzung“. Das Autorenteam bestehend aus den polenstämmigen Filmemacher Andrzej Klamt und dem ZDF-Autor Alexander Berkel zeigt in dieser Dokumentation die Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkriegs und befasst sich schwerpunktmäßig mit der Rolle „Heimatarmee“ (Armia Krajowa, AK), die im Auftrag der polnischen Exilregierung in London tätig war.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".