Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. In seiner vom Rundfunk übertragenen Reichstagsrede sagte Hitler noch am gleichen Vormittag: „Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“
Doch das war eine Lüge, denn bereits um 4:45 Uhr hatte das deutsche Kriegsschiff Schleswig-Holstein in Danzig das Feuer auf das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte eröffnet. Noch etwas früher, gegen 4:20 Uhr bombardierten 29 Sturzkampfbomber die polnische Kleinstadt Wielun. Auch die angeblichen polnischen Angriffe waren eine Lüge.
Dieser Tag veränderte die Welt so nachhaltig, wie kein anderer Tag in der Geschichte. Es folgten Jahre unvorstellbaren Grauens mit denen Deutsche zuerst Polen und dann die halbe Welt überzogen. Am Ende, am 8. Mai 1945 waren fast 60 Millionen Menschen tot, ganze Kulturen unwiederbringlich ausgelöscht, halb Europa lag in Trümmern, Millionen Menschen waren heimatlos, vertrieben, entwurzelt und auf der Suche nach einem neuen Stück Heimat.
Dieser Krieg zeigte, wozu Menschen fähig sind, zeigte, was Menschen anderen Menschen antun können. Mit diesem Vernichtungskrieg hatte die Menschheit ihre Unschuld verloren. Nun, nach dem industrialisierten Massenmord und den Massenerschießungen durch Männer, die vor dem Krieg biedere Familienväter waren, nach Massenvergewaltigungen, Euthanasie und perversen Menschenversuchen gibt es keine Grausamkeit mehr, die nicht vorstellbar wäre.
Nur das Erinnern hilft, niemals wieder auf dem einen oder dem anedren Auge blind zu werden. Nur das Wissen darum hilft, den Anfängen von Rassismus und Nationalismus zu wehren.
Lesen Sie in unserem Special mehr über den 1. September 1939:
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