Bewegende Trauerfeier in Warschau

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Der Himmel ist strahlend blau, nur ein paar weiße Wölkchen eilen vorbei, nichts zu sehen von der Vulkanasche, die den Luftverkehr lahmlegt. Eine unheimliche Stille liegt über der Stadt, die sonst so lebendig und laut ist, kein Autolärm im Zentrum, keine fröhlich lachenden oder telefonierenden Menschen. Nur um 8:56, zur Stunde des Absturzes heulen die Sirenen, danach strömen die Polen weiter still in die Innenstadt.

Lähmend liegt die Trauer über Warschau, still strömen Hunderttausende in die fast völlig für den Autoverkehr gesperrte Innenstadt. Jeder Pole soll Gelegenheit haben an der Trauerfeier teilzunehmen, die öffentlichen Verkehrsmittel sind frei an diesem Tag der nationalen Trauer in Polen, zahlreiche Sonderzüge brachten die Menschen in die polnische Hauptstadt.

Die Sirenen erklingen noch einmal, dann beginnt die zentrale Feier am Pilsudskiplatz mit dam Kommando „Kompania Bacznosc“, die Ehrenkompanie präsentiert das Gewehr. Der Schauspieler Artur Zmijewski betrifft die Altar- und Rednerbühne vor einem riesigen Transparent mit den Fotos aller Opfer und einem weißen Kreuz. Er verliest die Liste der Toten der Flugzeugkatastrophe vom 10. April. Der die Amtsgeschäfte des verstorbenen Präsidenten führende Sejmarschall Komorowski hält seine Rede und fasst das Geschehene so zusammen: Die Welt ging für uns wieder am selben Platz unter.

Komorowski erinnerte auch daran, dass Polen in diesen schweren Stunden nicht allein war und große Anteilnahme besonders aus Russland aber auch aus allen Teilen der Welt erfahren habe. Jeder der Verstorbenen habe seine ganz privaten Träume gehabt, aber auch Träume für Polen sagte Komorowski und versprach diese Träume mit in die Zukunft zu nehmen, das sei das Beste, was man jetzt für die Verstorbenen tun könne

Ergreifend war die Ansprache von Maciej Lopinski, dem Chef der Präsidentenkanzlei und persönlichem Freund Kaczynskis. Unter Tränen sagte er, dass er keine Worte habe zu sagen, wie traurig er sei. Er habe den Abend vor dem Unglücksflug mit Kaczynski im Belwedere verbracht und es sei Lech Kaczynski gewesen, dwer daran erinnerte, dass die Lüge über Katyn das Fundament der Volksrepublik Polen gewesen sei, die Wahrheit über Katyn aber das Fundament der freien Republik Polen.

Premierminister Donald Tusk sagte über die 96 Opfer der Tragödie, diese Liste sei wie ganz Polen und die ganze Geschichte Polens. Das tiefe Gefühl von Einheit, das aus dieser Tragödie rührte, muss diese Katastrophe überstehen, damit dieser Tod einen Sinn behält, erklärte Tusk. Für immer werde sich jeder an den Moment erinnern, indem ihn die Nachricht dieser nationalen Tragödie erreichte. Auch er betonte, man müsse die Träume der Verstorbenen mit in die Zukunft tragen.

Für die Opfer aus der Gruppe der Katyn-Familien sprach Izabella Sariusz-Sapska, Tochter des in Smolensk verstorbenen Vorsitzenden der Föderation der Katyn-Familien Andrzej Sariusz-Sapski erinnerte an den Gebets-Apell ihres verstorbenen Vaters: Je?li zapomn? o Nich Ty, Bo?e na niebie zapomnij o mnie – Wenn ich sie vergesse, gott im Himmel, dann vergiss Du auch mich.

Zum Abschluss der Feier wurden die polnische Nationalhymne gespielt und drei Ehrensalven für die Verstorbenen der Flugzeugkatastrophe von Smolensk abgefeuert.

Es folgte an gleicher Stelle eine Trauermesse, die ökumenischen Charakter hatte. Gehalten wurde sie von Erzbischof Tadeusz Goclowski.
Um 18 Uhr findet eine Trauermesse für Lech und Maria Kczynski in der Warschauer Johanneskathedrale statt, zu der die Särge des Präsidentenpaares in das Gotteshaus gebracht werden. Nachts wird es dort eine Mahnwache geben.

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1611 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".