Der vorgestern in Moskau der Öffentlichkeit vorgestellte Abschlussbericht der Ermittlungskommission MAK zur Smolensk-Kathastrophe hat in Polen bei Politikern und Medien für Aufregung und heftige Diskussionen gesorgt.
Ministerpräsident Donald Tusk kündigte gestern sogar an, seinen Urlaub abzubrechen und machte ein Treffen mit Innenminister Jerzy Miller aus, der auch Vorsitzender der polnischen Untersuchungskommission zum Absturz der polnischen Präsidentenmaschine vom 10. April bei Smolensk ist. Bei dem Unglück waren 96 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen das polnische Präsidentenpaar und viele hochgestellte Persönlichkeiten.
Der polnische Ministerpräsident zeigte seinen Vertrauensvorschuss an die russische Seite enttäuscht und fordert die Veröffentlichung der Gespräche zwischen den Fluglotsen und deren Vorgesetzten. Die nämlich seien auch keineswegs unbeeinflusst gewesen, so Tusk.
Die Rzeczpospolita sieht den russischen Bericht auch als Niederlage des polnischen Premierministers und seines Vertrauenskurses an. Die Strategie Russland als neuen Freund sehen sei gescheitert, konstatiert die Rzeczpospolita. Die Russen hätten es nicht geschafft, unparteiisch zu sein. Die Version, dass Luftwaffenchef General Andrzej Blasik, der angetrunken die Piloten zur Landung gezwungen habe ist der Rzeczpospolita zu einfach. Da gäbe es schon auf den ersten Blick viele Ungereimtheiten, zum Beispiel die Frage, warum der Flughafen nach mehrmalig missglückten Landeversuchen der Präsidentenmaschine nicht geschlossen wurde. So gäbe es noch viele Fragen zu klären, und dabei sollte die polnische Regierung dabei die Federführung übernehmen, meint die Rzeczpospolita.
Die russische Version des Unglückshergangs sei fatal für das Ansehen Polens, kommentiert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Die Smolensk-Katastrophe werde damit zwangsläufig zu einem neuen Schlachtfeld in den russisch-polnischen Beziehungen.
Besonders heftig war die Kritik auf Seiten der Oppositions-Partei Recht und Gerechtigkeit PiS. Auf einer Pressekonferenz warf Jaroslaw Kaczynski der russischen Seite Einseitigkeit vor und nannte den Bericht verhöhnend. Der ehemalige stellvertretende Chef der Präsidentenkanzlei Jacek Sasin kritisierte den Untersuchungsbericht im polnischen Radio. Eine Mitschuld der russischen Seite sei für ihn eindeutig kommentierte Sasin.
Dafür reiche es, sich anzuhören, was die Fluglotsen den Piloten gesagt haben, das gäben schon die Blackbox-Aufzeichnungen des Flugzeuges her. Und dort könne man sich davon überzeugen, dass die Anweisungen der Fluglotsen fehlerhaft waren, meinte Sasin.
Doch nicht nur herbe Kritik gab es für dern russischen Abschlussbericht. So nannte der Flugzeugexperte Grzegorz Sobczak den Bericht eine gute Arbeit, die internationalen Standards entspreche.
Milde fällt auch der Kommentar liberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza aus. Auch sie stellt die Frage, warum die Russen den Flughafen bei Smolensk nicht geschlossen haben. Doch die für die Antwort zieht die Zeitung andere Schlüsse als Rzeczpospolita oder Dziennik. Die gründe seien offensichtlich: Die Russen hatten Angst vor einem diplomatischen Skandal, und ließen die Piloten gewähren. Die aber seien zu jung und zu unerfahren gewesen, um die Situation zu beherrschen, zudem sie unter Druck standen. Sie hätten den Mut haben müssen, , die ihnen hinein geredet haben. So hatten sie Angst vor den Folgen, wenn sie alle aus dem Cockpit zu geschickt und die Landung verweigert hätten. Es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zum Absturz führten, und solch banale Ursachen seien bei einer solchen Tragödie schwer zu ertragen, kommentiert die Gazeta Wyborcza.
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